Bloggen und die Linkkultur
“Wir leben in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit als Währung dient und Links ein wertvolles Gut sind. In der Blogosphäre übernehmen sie die Rolle eines Verkehrsnetzwerkes…”
So frage ich mich …
… gibt es ein wichtigeres Ziel für die Menschen, als die Komplexität der Welt zu erhöhen? Mir scheint jede Handlung, die im Stande ist, die Komplexität der Welt zu erhöhen, im Sinne der Evolution zu sein. Daher sehe ich darin eine neue Ethik der Orientierung aufkeimen, die uns helfen kann, die Entscheidung für die „gute Wiederholung“ zu treffen und unsere Handlungsmuster auszusieben. Wir können auf alle Werte und die damit verbundene Unmenschlichkeit verzichten, wenn wir uns an der Komplexität orientieren.
„Examine each question in terms of what is ethically right, as well as what is economically expedient. A thing is right when it tends to preserve the integrity, stability, and beauty of the biotic community. It is wrong when it tends otherwise.” (Zitat zu finden bei Aldo Leopold, A Sand County Almanac, auf Seite 262). Dazu mehr in meinem Artikel: Was ist das neue Oben?. Mehr Ethik brauchen wir nicht.
Meine Thesen – Links und Komplexität
These 1: Jeder Link den wir setzen, um unsere Blogs miteinander in Beziehung zu bringen, erhöht die Komplexität der Welt 🙂
Schon auf den ersten Seiten vom „Prinzip Menschlichkeit“ legt Joachim Bauer klar, wie wir als Menschen neurobiologisch wirklich zu verstehen sind. „Wir sind – aus neurobiologischer Sicht – auf soziale Resonanz und Kooperation angelegte Wesen. Kern aller menschlichen Motivation ist es, zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben“ (Bauer, 2006, Seite 21 ). Wenn wir davon ausgehen, dass sich Menschen in einem Klima der Konkurrenz am besten entwickeln würden, sind wir einem Irrtum aufgesessen. Dort wo Menschen gelingende Beziehungen eingehen können, sind sie motiviert und aktivieren ihr inneres Antriebsaggregat.
These 2: Jeder Link den wir setzen, um unsere Blogs miteinander in Beziehung zu setzen, schafft gelingende Beziehungen und erhöht das Glück der bloggenden Menschen 🙂
Die Evolution zieht Organismen vor, die sehr differenziert und hoch integriert sind. Wenn ein Mensch differenziert und integriert ist, dann ist er interessant und wird wohlwollend wahrgenommen. So steht es auch um unsere Blogs. Differenziert und integriert müssen sie sein, damit die Menschen sie als anziehend, inspirierend und wertvoll erleben und lesend erfahren. Nichts anderes kann unser Ziel sein. Ein solcher Blog – wir alle sind am Weg dorthin unterwegs und sehr unterschiedlich weit – öffnet uns ein Tor in die Domäne der Kreativität und der Entwicklung.
These 3: Je differenzierter und integrierter ein Blog bereits ist, desto mehr Integration zieht er an und desto weiter dringt er in die Welt des Interbeings ein. Links bewirken dazu wahre Wunder 🙂
Um einen Ausbruch aus den Teufelskreisen der Blogisolation zu schaffen, braucht es eine kooperative Bewegung (ein Movement). Für den Erfolg dieser „Linkkultur-Initiative“ und unserer Blogs müssten wir einen neuen „Tipping Point“ erreichen. Malcolm Gladwell („Tipping Point – Wie kleine Dinge Großes bewirken können“) sollten wir nicht in der Bibliothek verschlummern lassen.
Das Gesetz der Wenigen
Nach dem Gesetz der Wenigen brauchen wir für den Erfolg unserer Blogs keine Massen. Es reichen die Wenigen, die Vermittler, die Kenner und die Verkäufer. Die Vermittler sind die echten Netzwerker und die Social-Web-Interbeings. Die Kenner sind die wahren Freaks der differenzierten Bloggerszene. Die Verkäufer sind jene, die Bloggeschichten bei jeder Gelegenheit interessant weiter erzählen.
Damit ein Blog durch Links integriert wird, braucht er auch einen Verankerungsfaktor. Der Blog muss gut und interessant, das Thema differenziert sein. Am besten ist es, der Blog spricht das Denken und die Gefühle der Menschen an. Wie bringen wir also die Information in die Herzen der Menschen, was dann zu einer Haltungsänderung gegenüber den Blogs führen würde?
Die Macht der Umstände
Letztlich ist es die Macht der Umstände. Wie können wir also die Macht der Umstände auf die Seite der guten Blogs holen? Und weil die Ausbreitung einer guten Epidemie in Communities mit höchstens 150 Menschen einen besonders guten Boden findet, kommt den Social Web Communities eine große Bedeutung zu. Dort sind Gemeinschaften von 150 Menschen häufig zu finden. Mehr dazu in meinem Artikel „Eine-neue-Welt-Epidemie“
These 4: Damit ein Blog einen Tipping Point erreichen kann und somit zum Erfolg gelangt, braucht er Vermittler, Kenner und Verkäufer. Jeder Link bringt einen Blog näher an einen Tipping Point. Gut muss er sowie so sein 🙂
These 5: Eine so tolle Initiative wie die „Linkkultur“ Blogparade und der HP Blogtail #9 der Blögger.at schafft einen Teil jener Umstände, die unseren Blogs eine faire Chance geben 🙂
These 6: Jeder Lernprozess, so auch der Übergang in eine neue Linkkultur, braucht einige Schleifen in der liegenden Acht: Der Geist-Herz-Bewegung-Form Zyklus (Neues Denken, neue Haltung, neues Tun und neue Erkenntnis) bringt uns schrittweise zum Ziel. Genau darüber geht es in meinem Blog 🙂
These 7: Was ich von meinen TwitterfreundInnen gelernt habe, gehört auch dazu. Es braucht ein ehrliches Dankeschön, nachdem wir Unterstützung erhalten haben. Meine Leseliste erinnert mich täglich daran. Danke.
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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Meine persönliche Darstellung des Self-Leaderships: Heinz Peter Wallner, 2016, TAKE FIVE – Die fünf Schlüssel zu mehr Lebendigkeit und innerer Stärke, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.take-five-for-life.de, Link: Book2Look
Visuelle Aufbereitung und mit klarem Führungsbezug: Heinz Peter Wallner, Kurt Völkl, 2017, Fokus Self-Leadership – Gesunde und wirkungsvolle Selbstführung in Zeiten hoher Komplexität, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.selfleadership.pro, Link: Book2Look
Video: Veränderung ganzheitlich verstehen – Heinz Peter Wallner auf YouTube
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Blogging ist nicht nur Kunstform, sondern Notwendigkeit! Synapsenbildung eines kollektiven virtuellen Bewusstsein, welches mehr Nachhaltigkeit und Leben in die Welt tragen kann.
Sehr fein. Ich bin vom kollektiven Geist und Bewusstsein sehr überzeugt! Stimme also voll überein: Blogs sind individuelle Niederschriften des kollektiven Denkens. Sicher aber können einzelne Fenster, die Einblicke in ein kollektives Bewusstsein zulassen, noch kein ganzes Bild ergeben. Die Synapsen bilden sich ja erst in der Verbindung und durch die stete Wiederholung und Aktivierung dieser Verbindungen aus. Das ist genau der Punkt, den @Offenbacher & @Luca (Blögger.at) hier mit der Linkkultur ansprechen – zumindest so wie ich es verstehe. Nur wenn es uns gelingt, sinnvolle Verbindungen herzustellen, leisten wir einen Beitrag zur Steigerung des kollektiven Bewusstseins. Und wie Sie es so schön formulieren, einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und Leben. Wenn Bloggen eine Notwendigkeit ist, dann überlassen wir die Verbindungen nicht dem Zufall 🙂
Danke für Ihren Kommentar!
Habe beschlossen, diese Seite unter die Reihe meiner Favoriten zu setzen, Interessantes muß man sich in Ruhe noch einmal durchlesen, und diese Ruhe habe ich im Moment leider nicht. Verbindungen sind etwas sehr Feines, nur das nehme ich auf die Schnelle noch mit, Danke für diese Seite, komme sicher noch oft auf sie zurück, schönen Tag an alle Blogger usw..