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Navigation im Beweglichen – Wie Ihnen die Ambidextrie dabei helfen kann

Navigation im Beweglichen – Wie Ihnen die Ambidextrie dabei helfen kann
by Heinz Peter Wallner

Die heutigen Weltverhältnisse im Ganzen lassen bei den Führungskräften in vielen Unternehmen die Sorgenfalten tiefer werden. Belastet von einer allesdurchdringenden Komplexität macht das Management immer weniger Spaß. Viele Führungskräfte sind gezwungen auf einer sich beweglichen Landschaft bei stark eingeschränkter Fernsicht zu navigieren. Jules Verne hat uns dafür ein passendes Bild mitgegeben: Mobilis in Mobile, beweglich im Beweglichen.

Dieser Artikel ist zuerst in einer etwas gekürzten Version am Blog des HERNSTEIN Institutes erschienen: BLOGBEITRAG

Das Bild ist zweigeteilt. Auf der linken Seite findet sich ein Bild eines Heißluftballons mit mehreren Menschen im Korb. Auf der rechten Seite, die einen orangen Hintergrund hat, steht der Titel des Blogbeitrags: Navigation im Beweglichen – Wie Ihnen die Ambidextrie dabei helfen kann
Beweglich im Beweglichen nach Jules Verne

Agiles Mindset und die Wahrheit

Der naheliegende Schluss, wie mit einer Welt in Veränderung umzugehen ist, liegt auf der Hand: Wer im Wandel bestehen will, muss sich selbst verändern, um möglichst flexibel und schnell reagieren zu können. Die Organisationswelt bietet dazu auch schon die Lösungen an. Jede Kombination mit dem Wort Agilität wird als attraktive und zukunftsweisende Lösung propagiert: agiles Mindset, agile Führung, agile Organisation. Darin liegt viel Wahrheit, denn eine höhere Lebendigkeit wird niemandem schaden.

Held:innen der Kontinuität

Auf dem Weg zur Agilität aber braucht es die Menschen, die wir die Held:innen der Kontinuität nennen sollten. Allzu oft werden sie als sture Verhinderer beschimpft. Wer sonst aber sollte sicherstellen, dass wir nicht alle unsere Herkunftsfäden reißen lassen und zu „schrecklichen Organisationen der Neuzeit“ werden? Jede Zukunft braucht zumindest eine teilweise Deckung durch Herkunftsbestände und, soviel ist auch sonnenklar, Veränderung können wir ohne das bewusste Bewahren nicht auf vernünftige Bahnen bringen. Wir kommen damit in einen Widerspruch, den wir nicht lösen, sondern nur im gemeinsamen Dialog auf eine höhere Ebene bringen können. Es ist eine Kunst, ein sicheres Fundament zu erhalten, auf dem die Bühne der Veränderung genügend Halt findet. Kurzgefasst, wer verändern will, muss auch bewahren können.

Ambidextrie – der Versuch einer Synthese

Wie mit diesem Widerspruch in den Organisationen umgegangen werden kann, ist die aktuell wichtigste Frage für den wirtschaftlichen Erfolg. Es geht erstens um die Fähigkeit der Exploration, das agile Suchen nach neuen Wegen, neuen Entwicklungsfeldern und Optionen, die das Überleben im Wettbewerb ermöglichen. Und es geht zweitens um die Fähigkeit der Exploitation, das effiziente Nutzen der Bestände, das Auskommen im geschaffenen Möglichkeitsraum, das Management der Stabilität, das die wirtschaftliche Basis bilden muss.

Eine Organisation, die beides kann?

Eine Organisation, die beides kann, ist wie ein Mensch, der mit der linken und der rechten Hand eine souveräne Geschicklichkeit aufweist. Ein solcher Mensch, so der medizinische Fachbegriff, hat die Fähigkeit der Ambidextrie, eine Beidhändigkeit. Heute also dürfen auch Organisationen die Fähigkeit der Ambidextrie auf ihren Übungsplan setzen. Dabei wird zwischen der strukturellen und der kontextuellen Ambidextrie unterschieden. Wenn sich die Exploitation und die Exploration in den Strukturen und Systemen manifestiert, ist die Ambidextrie strukturell, wenn die Führungskräfte und Mitarbeiter:innen mit beiden Welten systematisch konfrontiert werden und somit die Beidhändigkeit als Übungsfeld aufbereitet wird, ist die Ambidextrie kontextuell verankert. Dabei, das spüren Sie sofort, sind wir weit entfernt von einer einfachen Aufgabe. Aber es gibt gangbare Wege und Entwicklungszyklen in kleinen Schritten.

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Ähnlich wie Management und Leadership?

Eine bekanntere Unterscheidung, die eine sehr ähnliche Thematik aufgreift, ist die zwischen Management und Leadership. Gutes Management muss organisieren, Ziele erreichen, Effizienz sichern und letztlich für Stabilität sorgen. Leadership will verändern, will transformieren, will neue Wege suchen und immer die Instabilität in der Schwebe halten. Führungskräfte wissen schon lange, dass sie sich nicht mehr einfach für eine der beiden Seiten entscheiden können, aber dass es einen langwierigen Trainingsprozess verlangt, beide Qualitäten zu einer gewissen Meisterschaft zu bringen.

Die Exploration ist unser Übungsfeld

Das größere Übungsfeld, das wir heute auch intensiver bespielen müssen, ist sicher das der Exploration. Leadership, die transformationale Führung und die Agilität rufen nach neuer Meisterschaft. Der Trainingsplan ist noch nicht final ausgereift, aber im Zentrum stehen die sogenannten Komplexitätskompetenzen. Was kann für eine Führungskraft heute wichtiger sein, als einen souveränen Umgang mit hoher Komplexität zu finden?   

Weltoffenheit und Vernetzung

Dazu braucht es zum Einstieg eine gewisse Weltoffenheit. Die Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren und zu lernen, darf sich ruhig euphorisch entwickeln. Die „Unit Operation“, die in allen Übungs- und Entwicklungsprozessen drinnen steckt, ist die Iteration, die schrittweise Lösungsfindung. Wir verabschieden uns vom Ideal und vom großen Wurf und wenden uns den unperfekten Versuchen und kleinen Erfolgen zu. Der Mensch mit seinen Ecken und Kanten, seinen individuellen Prägungen und Sichtweisen wird zum zentralen Erfolgsfaktor. Die Vernetzung der Vielfalt an Intelligenzen in perspektivenreichen Dialogen wird zur wichtigen Führungsaufgabe.

Wo wir uns einig sind

Wir sind uns weitgehend einig in der Einsicht, dass wir etwas verändern müssen und, dass es so – wie wir sehr erfolgreich durch die letzten Jahrzehnte gekommen sind – nicht weiter gehen kann. Wir müssen bereit sein, uns neue Denkwelten zu öffnen und unsere Art des Wirtschaftens in Frage stellen. Hinzu kommen neue Wertewelten, mit denen wir eine Neukonzeption des Wünschenswerten versuchen. Ohne neues Tun wird es auch nicht funktionieren, also sind wir aufgefordert unsere Handlungsspektren zu erweitern und uns experimentierfreudig zu zeigen. Und obwohl Lernen immer schon wichtig war, kommt auch unseren Lern- und Entwicklungsstrategien eine viel größere Bedeutung zu. Wenn uns dabei nicht alle Filiationen reißen und abhandenkommen, können wir einer besseren Zukunft entgegenblicken.

Herzlich,

Heinz Peter Wallner

PS: Dieser Artikel ist zuerst in einer etwas gekürzten Version am Blog des HERNSTEIN Institutes erschienen: BLOGBEITRAG

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com