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From Ego- to Eco-Strategies – Auswege aus der Krise

From Ego- to Eco-Strategies – Auswege aus der Krise
by Heinz Peter Wallner

Auswege aus der Krise

Die Wirtschaftswelt wird heute zunehmend, was die Ökosysteme immer schon waren: extrem komplex. Hinzu kommen eine krisenbedingte Volatilität und Ungewissheit. Auch die Widersprüchlichkeit in Form von Aporien (*) hat sich breit gemacht und bringt unsere auf Logik beruhenden ExpertInnen-Systeme in Bedrängnis. Was wir als Krise erleben, birgt in sich das Potenzial, gerade eine kreative Phase zu werden. Diese hohe Komplexität bietet die Möglichkeit zu einer Neuerfindung unserer Systeme. Wir müssen uns nur aus der Falle des falschen Denkens und der Annahme, wir könnten alles verstehen und managen, befreien. Und schon wird Komplexität eine wertvolle Ressource.

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Das Bild ist in zwei Hälften geteilt. Links wird ein Deposit-Foto gezeigt, das eine Weggabelung zeigt. Es muss eine Entscheidung getroffen werden. Rechts ist ein grünes Feld mit dem Text: Krisenstrategien – From EGO to ECO.

Die große Transformation

Die Welt als Ganzes ist im Wandel. Einige meinen, das sei immer schon so gewesen. Es sind aber einige Indikatoren, die den relevanten Unterschied machen, und die diese „Transformation“ von vergangenen, uns bekannten Transformationen unterscheidet. Es ist (1) die extreme Vernetzung der Welt, die Systeme auf allen Ebenen auf komplexeste Weise verbindet, es ist (2) die zunehmende Dichte und Ausweitung der Wirtschaft, die weltumfassend wirkt und die das Wirtschaftssystem mit den  Ökosystemen in Konflikt bringt, es ist (3) die steigende Anzahl gleichzeitig erkennbarer Entwicklungen (Weltbildwandel, Klimawandel, Globalisierung, Gesundheitskrisen, Urbanisierung, Digitalisierung, etc.), und es sind (4) deren enorme Geschwindigkeiten.

Das „Ganze“ ist für uns Menschen nicht mehr überblickbar. Wir sind an einer Grenze angekommen, deren Überwindung uns auf neue Ebenen bringen oder uns global in einen Abgrund führen wird. Es ist die richtige Zeit, um neues Denken zu fördern und auf die Suche nach zukunftsfähigen Optionen zu gehen. Die aktuelle, weltweite Gesundheitskrise bringt eine zusätzliche, sehr heftige Instabilität in all unsere Systeme, was den Prozess nur noch beschleunigen wird.

Das neue Weltbild

Können Sie sich an das legendäre Buch „Turning Point“ von Fritjof Capra (1982) erinnern? Der Physiker hat darin das ganzheitliche Denken dem Mainstream zugänglich gemacht. Das neue Denken gründet sich dabei auf ein holistisches Weltbild, das unser mechanistisches Weltbild seit einigen Jahrzehnten zunehmend ablöst. Ein Weltbild ist die Summe der Wertevorstellungen, des Wissens und der Annahmen, wie die Welt als Ganzes aufgebaut ist und wie sie funktioniert. Ändert sich das Weltbild, ändert sich fast alles. Es verändert sich, was wir tun, wie wir es tun, warum wir etwas tun, wer es tut und es definiert uns Menschen und unseren Platz in dieser Welt neu.

Leider steht unser Wirtschaftssystem noch ganz im Zeichen des mechanistischen Zeitalters. Das ist der Grund, warum wir unsere Wirtschaft, unsere Organisationen, unsere Art zu arbeiten und letztlich unsere Art zu führen heute ebenso neu erfinden müssen. Der aktuelle Hype um die „Agilität“ in der Wirtschaft ist nach meiner Einschätzung ein Symptom eines tieferliegenden Entwicklungsprozesses. Agiler zu werden ist dabei kein Fehler, aber das wird unsere Probleme alleine nicht lösen. Vielmehr braucht es ein neues Wirtschaftssystem, das zunehmend dem Ökosystemdenken entspringt. Wie Wirtschaft und Weltbild zusammenspielen, zeigt nachfolgende Tabelle.

Tabelle mit Aspekten des Wirtschaftssystems: Zusammenhang zwischen dem Weltbild und der Ausprägung der Wirtschaft. Linke Spalte: Aspekte der Wirtschaft im mechanistischen Weltbild, rechte Spalte: Aspekte der Wirtschaft im ganzheitlichen Weltbild.

Tabelle: Wirtschaft und Weltbild (Wallner & Narodoslawsky, 2001, Inseln der Nachhaltigkeit)

Erste Leitstrategien für eine neue Wirtschaft

Es gibt heute sehr viele Ideen und Ansätze für eine neue Wirtschaft oder für neue Organisationsformen. Wir kennen das Ecosystem-Denken, die Netzwerkökonomie, die Kreislaufwirtschaft, wir kennen den „Sustainable Development“-Ansatz und das „Corporate Social Responsibility“-Modell. Auf der Organisationsebene gibt es die lernende und agile Organisation, das Modell der lebensfähigen Systeme oder die Holokratie. Alle diese Ansätze sind schon lange bekannt, machen sich aber erst heute relevant bemerkbar.

Wenn wir die vielen unterschiedlichen Ideen und Ansätze für eine neue Wirtschaft oder für neue Organisationen ansehen, so können wir schnell einige Prinzipien erkennen, die allen Versuchen gemein sind. Es handelt sich um Prinzipien, die wir als Leitstrategien für die Entwicklung verstehen können.

Im Kern geht es bei allen Ansätzen entweder um eine Erhöhung der Komplexität in unseren Systemen oder um die Erhöhung unseres Potenzials, mit einer steigenden Komplexität umzugehen.

Das ist keine Überraschung, weil wir ebenso lange wissen, dass wir nur durch eine hohe Komplexität in unseren Systemen, mit einer komplexen Umwelt umgehen können. Einige erste Strategien, die als Grundstrategien oder Leitstrategien für die Zukunft dienen können, möchte ich kurz skizzieren.

I) From Ego to Eco

Sich im Design und in der Entwicklung der Wirtschaft mehr an den Ökosystemen zu orientieren ist keine neue Idee. „Industrial Ecosystems“ wurden schon vor einigen Jahrzehnten beforscht. Heute aber bieten die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten noch eine ganz neue Dimension an (siehe dazu: World Economic Forum Report (2019) und die „digitally enabled ecosystems“ oder das GLOBAL PETER DRUCKER FORUM 2019).

Relevanter Wert in der Gesellschaft wird zunehmend von Clustern von Unternehmen erbracht, die erst im Kollektiv erfolgreich sind. Es geht um eine neue Form der Co-Kreativität und der Partizipation, die weit über den Kreis der Unternehmen hinausreicht. Unternehmen, Organisationen, Regierungsorganisationen und NGOs, Plattform-Provider, unabhängige Dienstleister, co-kreative Kunden und die Zivilgesellschaft sind Beispiele. Die Begründung dafür ist einfach: In einer so dichten und vernetzten Welt ist die Vielfalt der Sichtweisen die wichtigste Quelle für die Weiterentwicklung. Es selbst am besten zu wissen, ist kein Erfolgsrezept mehr. Die Optionen schlagen die Intelligenz. Lösungen für eine komplexe Gesellschaft brauchen komplexe Teams und Gruppen, die gemeinsam nach Ideen und neuen, glücklichen Optionen suchen.

Tipp für die Umsetzung in Unternehmen:

Beginnen Sie zunächst unternehmensintern mit co-kreativen Entwicklungsprozessen in strategischen Fragen. Weiten Sie dann den Kreis der Stakeholder aus. Der ehrliche Stakeholderdialog muss auf die Business Agenda, wenn der Wunsch nach gesellschaftlichem Mehrwert erfüllt werden soll.

II) Purpose at the Core

Welchen Zweck soll wirtschaftliches Handeln erfüllen, wenn es nicht um einen Beitrag zur besseren Entwicklung der Welt geht? From Ego to Eco setzt nicht nur ganzheitliches, vernetztes Systemdenken voraus, es fordert auf, gemeinsam einen Sinn zu kreieren, der die Basis des Unternehmens wird. Ein „Sinn und Zweck der Existenz“ des Unternehmens kann langfristiges, profitables Wachstum, mehr Sicherheit in der Transformation, höhere Attraktivität als Arbeitsgeber und vertiefte Stakeholderbeziehungen bringen.

Es ist also kein Wunder, dass „Purpose“ auf der Agenda fast aller Leadership-Programme steht. Es gilt als wichtige Kompetenz neuer Leader, die Menschen der Organisation in die Konstruktion von Sinn und Bedeutung des Geschäftes einzubeziehen, sie zu inspirieren und diese Prozesse zu moderieren.

Tipp für die Umsetzung:

Die vier Grundhaltungen und Aufgaben der „Transformationalen Führung“ (4 I’s): idealized influence (Vorbildfunktion), inspirational motivation (inspirierende Motivation durch Sinn und Vision, Überzeugungskraft), intellectual stimulation (intellektuelle Anregung durch co-kreatives Führen) und individualized consideration (individuelle Unterstützung und Coaching) sollten auf die Agenda Ihrer Leadership-Programme.

III) Cracking the Code of Collaboration

From Ego to Eco funktioniert nur in einer Kultur des Vertrauens. Die holistische Weltsicht zeigt uns auf, dass der Fokus auf die eigenen und schnellen Vorteile keine langfristig haltbare Lösung mehr bietet. Die komplexe Welt braucht eine Kultur des Vertrauens. Es ist nämlich das Vertrauen, dass uns Menschen Komplexität sozial erträglich macht. Unternehmen müssen den „Code of Collaboration“ knacken und sich auf neue Kooperationen einlassen. Dazu braucht es wieder einige Leadership-Kompetenzen. Am Anfang steht der Dialog im Sinne David Bohms. Es geht dabei nicht um Diskussionen sondern um den Austausch der Annahmen und Sichtweisen. In einer Wirtschaftswelt, in der es oft um bühnenreife Darbietungen geht, ist es anfangs schwer, mit dem wirklichen Zuhören zu beginnen. „Teach people to listen, not talk“ ist die erste Lektion.

Vertrauen ist ohne Empathie nicht zu haben. Die Fähigkeit zur Empathie kann nicht in Seminaren erlernt werden, sie ist reine Übungssache. Sich für andere Menschen wirklich zu interessieren, in sie hineinzuhören und dem Gesagten Wert zu geben, ist ein Anfang. Dazu braucht es noch Übung im intuitiven Hineinfühlen in andere Menschen. Auch das ist reine Übungssache. Eine Kultur des Vertrauens wird durch eine gelebte, aktive Feedbackkultur gestärkt. Letztlich müssen Leader für langfristige Win-Win-Situationen sorgen und den gemeinsamen Nutzen aus der Zusammenarbeit klar darstellen können.

Tipp für die Umsetzung:

Sorgen Sie dafür, dass die Führungskräfte das „Dilemma der Kooperation“, auch als Gefangenen-Dilemma bekannt, verstehen. Vertrauen braucht eine Investition und die Bereitschaft, nach einer Enttäuschung erneut zu investieren. Es geht dabei um die Menschen, sie bestimmen den Erfolg jeder Kooperation.

IV) Put Sustainability First

Seit Greta Thunberg junge Menschen aktiviert hat, sich gegen den Klimawandel einzusetzen, ist „Sustainable Development“ wieder auf der Business Agenda gelandet. Die Grenzen der Belastbarkeit unserer Ökosysteme und der globalen Sozialsysteme sind überschritten. Es liegt nun an der Wirtschaft und somit an allen Unternehmen, eine Wirtschaft mit geringem „Ökologischen Footprint“ zu forcieren und sozial und gesellschaftlich noch positiver zu wirken („sozialer Wirkungsreichtum)“.

Im „Sustainable Development“ liegt die große Chance für vollkommen neue Businessmodelle. In diesem Konzept, das sich aus dem holistischen Weltbild ableitet, finden Unternehmen den „blue ocean“ für neue Dienstleistungen und Produkte, die allesamt die Welt ein bisschen besser machen. Ohne „Ego to Eco“ ist auch in diesem Punkt kein Rennen zu gewinnen. Die Denkrichtungen der vielfältigen und bunten Business-Modelle der Nachhaltigkeit sind schon lange klar formuliert. Das Bestmögliche aus den Ressourcen zu schaffen, möglichst nachwachsende Ressourcen einzusetzen, auf ökologische Belastungen zu verzichten, Menschen zu unterstützen und nicht auszunutzen, sind einige Punkte daraus. Ohne neue Eco-Cluster Ansätze, vernetzte Lösungen und Kooperationen und  sinnvolle neue Technologien sind nachhaltige Business Modelle nicht umsetzbar. Erfolgreiche Beispiele zeigen seit vielen Jahren, wie Nachhaltigkeit im Geschäft funktioniert. Die „Nutzen statt besitzen“-Lösungen, Faire Trade, Industrial Ecosystems, Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, Faktor 10 Projekte, Sustainable Cities als Chance für die gesamte Wirtschaft u. v. a. m.

Tipp für die Umsetzung:

Die UN SDG (Sustainable Development Goals) bieten ein breites Spektrum an Optionen, um als Unternehmen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Welt zu leisten. Nehmen Sie MitarbeiterInnen und Stakeholder mit auf den Erkundungsweg und nehmen Sie die Sache ernst. Langfristig hängt der unternehmerische Erfolg davon ab.
Einen persönlichen Beitrag leisten

Einfach einen positiven Beitrag leisten

Bekanntlich kann heute jeder Mensch einen Beitrag für diese neue Welt leisten. Ein Laptop und ein Internetzugang reichen dazu aus. Wichtiger aber erscheint es mir, dass wir uns individuell auf diese „neue Wirtschaft“ und auf die ihr innewohnende Komplexität vorbereiten. Dazu gibt es eine absolute Top-Kompetenz, die wir uns durch Übung aneignen müssen. Es ist unser Potenzial, uns schnell und kreativ an neue Herausforderungen anpassen zu können, also im Wandel bestehen zu können. Wenn wir dabei auch noch das Potenzial für das Management des Alltags haben und unsere vorhandenen Möglichkeiten wirtschaftlich nutzen können, dann sind wir mit einem hohen Maß an Ambidextrie (die neue „Beidhändigkeit“) beglückt.

Abschließender Tipp für die Umsetzung:

Lassen Sie sich als Führungskraft in der „Ambidextrie“ trainieren. Unter Ambidextrie verstehen wir eine neue Form der „Beidhändigkeit“, die Führungskräfte in die Lage versetzt, stabile und instabile Phasen des Unternehmens zu meistern.

Herzlich,

Heinz Peter Wallner

 

Eine Kurzfassung dieses Artikels ist am Blog des HERNSTEIN INSTITUTES erschienen: BLOG

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Mehr zu meinen Führungskräftetrainings: LINK – Book Heinz Peter Wallner

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Das Bild zeigt eine Box in Form eines stehenden Buches. Es ist ein Werbefoto für den Online-Kurs Fokus Self-leadership von Dr. Heinz Peter Wallner, der auf UDEMY angeboten wird.

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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