Kollektives Denken, oder: gehören die Gedanken uns?
Siehe auch Teil 1! Es geht mir darum, eine neue Perspektive in Bezug auf das „Denken“ einzunehmen. Etwa so: Das, was in mir denkt ist mein „Ego“, es ist aber nicht das „ich“. Und weiters, das was ich denke, denken auch andere. Wir haben nur einen kollektiven Gedankenstrom, in den wir eintauchen, und jeder pickt sich sein „Gedankenkorn“ heraus.
Ganzheitliches Denken
Das neue, ganzheitliche Weltbild hilft uns, unsere Leistung des Geistes, unser Denken, aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Genauso wie wir im ganzheitlichen Denken Subjekt und Objekt nicht mehr trennen können, so können wir eigenes Denken und Gedacht-Werden nicht mehr klar trennen. Nicht jeder Gedanke, den unser Geist vor sich hin denkt ist auch in unserem Geist entstanden. Viele Gedankenketten werden in unserem Geist oder durch unseren Geist gedacht, manchmal auch unwissentlich. Wir können also sagen: Unser Denken ist nicht rein die Angelegenheit von uns selbst. Natürlich gibt es einen individuellen Anteil am Denken, den wir auch zu entwickeln versuchen.
Gemeinsames Denken
In einer Gemeinschaft aber kommt ein anderes Denken hinzu, das sogar viel stärker als unser individuelles Denken ist. Es ist das Denken der Gesamtheit, das kollektive Denken. Der Physiker David Bohm hat sich intensiv mit diesem kollektiven Teil des Denkens befasst. Seine wichtigsten Erkenntnisse sind für die Entwicklung des LILA Management Prinzips wichtig gewesen. Auch Peter Senges „Lernende Organisation“ ist von David Bohm inspiriert und beeinflusst worden. Immer dann, wenn es um eine Gruppe von Menschen oder um ein Team geht, das zusammen komplexe Aufgaben zu lösen hat, kann das kollektive Denken den Quantensprung einleiten.
Gemeinsames Erkunden
Erstens meint Bohm, unser heutiges Denken in Organisationen ist nicht kohärent, es ist also nicht auf eine gemeinsame Richtung hin orientiert. Wir alle haben unsere eigenen Denkrichtungen und die passen vielfach nicht zusammen. In Teams zeigt sich diese Inkohärenz des Denkens durch die großen Probleme und Konflikte, durch eine Ineffizienz im gemeinsamen Tun durch ein nur mageres Aufflackern der schöpferischen Kraft. Zweitens kommt David Bohm zum Schluss, dass es möglich ist, das kollektive Denken gemeinsam zu entdecken und zu erkunden. Durch diesen gemeinsamen Prozess des Erkundens wird das kollektive Denken auch immer ein Stück weit kohärenter und die Teams somit auch motivierter, schöpferischer und leistungsfähiger. Es ist daher eine wesentliche Disziplin der Lernenden Organisation, das kollektive Denken gemeinsam zu erkunden und in Teams zu lernen.
Wien, 28.1.2009
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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