Kollektives Denken im Dialog
Siehe auch Teil 1, Teil 2. Ein erster Schritt sich mit dem kollektiven Denken zu befassen, kann es sein, das Denken als einen großen und steten Fluss von Gedanken zu verstehen (Literatur: David Bohm über den Dialog). Dabei ist es zunächst nicht wichtig zwischen dem Fluss der eigenen Gedanken und dem Fluss der kollektiven Gedanken zu unterscheiden. Wir können es lernen, unseren Geist – den Fluss der Gedanken – zu beobachten und zu reflektieren. Eine gute Übung ist es, „aus dem Fenster eines fahrenden Zugs zu schauen“ und dabei „gedankenverloren“ den Fluss der vorbeiziehenden Bilder zu betrachten.
Kein Bild selbst hat Bedeutung, kein einzelnes Bild erhält Aufmerksamkeit oder ist im Fokus. Wenn wir uns auf einen kleinen Ausschnitt unseres Sehfeldes konzentrieren, so fließen die Bilder mit hoher Geschwindigkeit hindurch. Wir erkennen kein Bild, wir erkennen nur den Fluss der Bilder, die Ganzheit. Für eine bestimmte Zeit können wir in diesem Zustand ganz gedankenverloren versinken und uns dem Fluss der Bilder ergeben. Für einige Momente jedoch wird unser Blick aus „seiner Distanz zu den Details“ erwachen und auf ein bestimmtes Detailbild fokussieren. Dieses eine Bild können wir mit unserem Blick verfolgen und an ihm eine Zeit lang anhaften um uns dann wieder im Fluss der Bilder zu verlieren.
Der Fluss des Lebens
Wenn mehrere Menschen auf der gleichen Seite aus den Fenstern des fahrenden Zuges blicken und dabei diese selbe Konzentrationsübung durchführen, so sehen alle den selben Fluss der Bilder. Der Fluss der Bilder ist kollektiv erlebbar. Jeder einzelne Mensch aber wird an ganz bestimmten einzelnen, sehr individuell ausgewählten Bildern für bestimmte Momente anhaften. Diese höchst individuellen Bilder führen zu individuellen Erlebnissen und Ansichten. Einer mag einen Vogel betrachten, ein anderer einen Baum oder einen in der Ferne stehenden Menschen. Sie alle sehen individuelle Bilder und können an ihnen anhaften. Aber alle Bilder – auch die individuellen Bilder – sind Teil der Gesamtheit, sie sind Teile des Flusses, den alle Betrachter auch gemeinsam teilen.
Der kollektive Gedankenstrom
Ganz ähnlich verhält es sich mit unseren Gedanken. Die Bilder beim Blick aus dem Fenster entsprechen unseren Gedanken. Wir alle haben Anteil am kollektiven Gedankenstrom über den wir miteinander verbunden sind. Der Gedankenstrom ist Teil der Verschränktheit der Welt, er ist Teil des Netzwerkes der Alleinheit.
Wien, 31.1.2009
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
Artikel zum Thema kollektives Denken:
Kollektives Denken und Ganzheitlichkeit
Kollektives Denken – Das scheinbar individuelle Denken
Kollektives Denken – Der Fluß des Lebens
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Wirklich treffende Beobachtungen, wenn ich so darüber nachdenke, was den Strom schon so alles hinutergeflossen ist und dass alles in Bewegung ist. Bin eher zufällig hier gelandet, aber die Überlegungen leuchten mir ein.