Das Unternehmen ändern
Als großer Fan der unglaublichen Sprach- und Denkkunst von Peter Sloterdijk, möchte ich ein kurzes Zitat aus seinem neuen Buch (Du mußt dein Leben ändern: Über Religion, Artistik und Anthropotechnik von Peter Sloterdijk von Suhrkamp Verlag, 2009) hier erwähnen. Eigentlich steht es ja am Buchrücken und klingt so:
Es lässt sich nicht leugnen: Die einzige Tatsache von universaler ethischer Bedeutung in der aktuellen Welt ist die allgegenwärtig wachsende Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann (Peter Sloterdijk).
Welt der Unternehmen
Wenn ich Peter Sloterdijk aufnehme und ein Zitat von ihm aus dem erwähnten Buch in die Welt der Unternehmen transferiere, dann klingt das so: Wenig kann am Unternehmen bleiben wie es war:
- Neues Denken: Die unternehmerischen Denkwelten werden von Grund auf neu strukturiert …
- Neue Haltung: Die Gefühlswelten werden gründlich reformiert …
- Neues Tun: Das Tun wir neu geprägt …
- Neue Erkenntnis: Das Lernen wird auf die Basis der guten Wiederholung und der ethischen Entscheidung für ausgewählte Wiederholungsreihen gestellt.
Prinzip Anfang der Veränderung
Jede Veränderung beginnt mit der Inspiration, dem neuen Denken. Was aber wäre die Idee ohne das Herz der Menschen? Daher folgt entlang der liegenden Acht die neue Haltung. Dann kann die Enthemmung zur Tat erfolgen – das neue Tun. Abschließend führt die liegende Acht zur neuen Erkenntnis, zur Struktur und Form. Peter Sloterdijk schreibt:
das Selbst ist ein Gewitter an Wiederholungsreihen unter einem Schädeldach
Und ich meine, ein Unternehmen ist eine Sammlung an Wiederholungsreihen unter einer Corporate Identity. Um in Zukunft das Richtige zu tun, hilft die liegende Acht. In Bewegung und im Schwingen bleiben kann in Krisen mehr helfen als Panik und zigfach revidierte Planung.
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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Ich würde da, entspannt und breit grinsend antworten: Je mehr sich alles ändert, desto gleicher bleibt sich alles … 🙂
In der Wirtschaft hatten wir vor … mmm … sagen wir mal zwanzig Jahren schon einmal einen ziemlich gleichen Punkt erreicht. Alles rannte aufgeregt umeinander und gackerte: „Human resources, human resources …“ und dann kam Piech zu VW – das Gegenteil von allem, was zu der Zeit en vogue war – und er hatte Erfolg! Und mit ihm stürzte diese ganze Welle in sich zusammen. Heute rennen alle umeinander und rufen „Ganzheitlichkeit – Ganzheitlichkeit“ in den Nebel des Grauens. Wir können nicht so weiter machen wie bisher. Warum nicht? Werden morgen keine Entscheidungen mehr getroffen? Gibt es morgen keine Wirtschaftlichkeitszwänge mehr? Keinen Konkurrenzdruck mehr?
Was wir erreicht haben, ist ein völlig neues Niveau an Interaktion(sfähigkeit) mit zur Zeit noch völlig unübersehbaren Folgen und Möglichkeiten. DAS hat sich verändert. Aber auch morgen noch wird ein nicht unerheblicher Teil der Manager Systemfragen nicht aus ethischen Gründen, sondern aus wirtschaftlichen stellen: Wie hole ich mehr aus meinen (Spitzen-)Leuten raus?! … und das ist auch gut so! Ein System der Kooperation braucht ein Mindestmaß an Parasition, um Robustheit zu gewinnen.
Insgesamt gefällt mir die Entwicklung so wie sie jetzt ist – nicht, dass ich das System der Ganzheitlichkeit in Frage stellen möchte – warum sollte ich. Nur: Ich halte es für eine Mode die kommt und geht …
Mir gefällt die Entwicklung auch! In meiner Wahrnehmung ist nur die „Ganzheitlichkeit“ mehr als eine Mode. Wir verändern gerade unser Weltbild, also unsere Grundannahmen über die Welt. Die Krise ist da nur ein starkes Zeichen dafür. Der Vergleich mit Entwicklungen von vor 20 Jahren (human resources etc.) geht aus meiner Sicht nicht weit genug. Aber sicher können wir schon auf eine Reihe von Weltbildwandel zurückblicken. Kopernikus, Newton, Darwin, Freud, Einstein … waren einige der Denker, die Einfluss auf unsere Weltbilder nahmen. Heute sehe ich nicht diese Personen so klar, aber die Veränderungen sind genau so markant. Danke für den Beitrag!
Also: wünschen wir uns beide, dass es eben mehr als eine Mode ist und ein neuer Schritt in eine großartigere Welt. Ich bin dabei! Übrigens, in die Liste der Denke würde ich unbedingt noch G. Bateson einrereiht wissen wollen …
danke, wird in die Reihe aufgenommen 😉