Steigerung, Wachstum und Ankunft
Jedes Leben ist damit konfrontiert: Beginnendes Wachstum, etwas Neues darf entstehen. Dann kommt die Phase der Steigerung. Immer weiter, größer, besser, reicher, schöner, höher, vielfältiger … in dieser Phase des starken Wachstums empfinden wir Enthusiasmus, die göttliche Inspiration. Doch plötzlich nimmt das Wachstum ab, alles wird langsamer. Aus dem Werden wird immer mehr ein Sein. Das innere Ziel (nach Eckhart Tolle), die Bewusstseinsentwicklung, wird wichtiger als das äußere Ziel in der Form der Dinge. Wir kommen in die Phase der Ankunft, der bald der wirkliche, finale Rückzug folgt.
Die Wirtschaft mag keine Ankunft
Was für das Leben eben das Leben ist, scheint in der Wirtschaft keinen Platz zu finden. Schon der Gedanke an Ankunft – ein Auskommen in einem bereits geschaffenen Möglichkeitsraum – schreit nach Krise. Vom Rückzug ganz zu schweigen.
Eine wichtige Frage, die sich mir stellt, lautet:
Mit welcher Grundhaltung können wir diesen verschiedenen Phasen im Wirtschaftsleben begegnen?
Der Steigerung am Anfang – in der Entrepreneurphase – mit Freude, der späteren Steigerung – im vollen Wachstum – mit Freude und Enthusiasmus. Und was bleibt uns für die Ankunft? Das gibt es noch die Bereitwilligkeit. Ich muss mich nicht freuen, aber ich kann die Situation bereitwillig annehmen, als etwas, was nicht zu ändern ist. Es ist, wie es ist. Karl Valentin hat einmal gesagt: „Ich freue mich wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch“.
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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Ich denke man muss sich in diesem Zusammenhang mit der tiefen menschlichen Angst (Verdrängung) der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen.
Der Drang nach ewigen Wachstum – ja sogar von einem Wachstum des Wachstums – hängt wohl stark mit dem Wunsch der Unsterblichkeit zusammen. Sterben findet weder auf der persönlichen noch auf der wirtschaftlichen Ebene Akzeptanz.
Auch wenn es zum Grundprozess allen Lebens dazu gehört.
Hallo Hannes, Du hast sicher recht. Schon der Rückzug, der bereits lange vor dem Sterben einsetzt, wird als Belastung und „Zumutung“ empfunden. Statt der Besinnung auf innere Ziele des Seins, wird immer noch die äußere Form als zentraler Lebensmittelpunkt gesehen. Das führt nicht zum Guten.
Die Wirtschaft hat viele Leben. Ein Rückzug ist nicht das Ende, sondern vielmehr der Neuanfang. Aber das alte System darf nun den Rückzug antreten. Hoffen wir auf die Schaffenskraft von „Sustainability“.
Peter