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Abbau der Vertikaldifferenzen – wollen Sie das als Führungskraft wirklich?

Abbau der Vertikaldifferenzen – wollen Sie das als Führungskraft wirklich?
by Heinz Peter Wallner

Abbau der Vertikaldifferenzen

Wollen Sie das als Führungskraft wirklich? Sind wir nicht kulturell darauf eingestimmt, dass es „oben“ besser ist? Der Shift Richtung „Augenhöhe“ muss mit dem Abbau der Vertikaldifferenzen beginnen.

Der Mensch ist, wie man sagt, nie mit sich selbst identisch, er steht immer in einem Gefälle zu sich, in einem Mehr oder Weniger, in einem Hinauf oder Hinunter, er ist von vertikalen Kräften berührt und durchdrungen.

(Nach Gott, Peter Sloterdijk, über Vertikaldifferenzen, siehe Seite 351)

Das Bild ist in zwei Hälften geteilt. Die linke Bildhälfte zeigt ein Foto einer Frauenhand, die mit einer alten Feder schreibt. Das ganze Foto wirkt sehr alt. Die Motive sind aus dem 18 Jahrhundert genommen. Der Text: Dim En Sion soll einen mystischen Charakter erzeugen. Die rechte Bildhälfte zeigt eine violette Fläche mit dem gelben Text: „Wie oben so unten. Wer braucht schon Vertikaldifferenzen?“. Zusätzlich der Name des Autors Dr. Heinz Peter Wallner und der Slogan: Learning to change. Weiteres der Hinweis auf die Quelle: Mit Inspirationen aus Peter Sloterdijks Gedankenfeuerwerk.

Philosophische Gedanken für das Führungskräftetraining

 

Die heilige Ordnung (der Männer) – die Hierarchie

In unserer Kultur wurde eine religiöse Prägung zur Leitidee unserer Entwicklung: Oben ist es besser. Wir sind von einer Kraft magisch ergriffen, die von oben herab auf uns wirkt und uns dauerhaft belastet. Das Symbol dafür ist die Himmelsleiter. Am oberen Ende – im Himmel – finden wir den allmächtigen, allwissenden Gott. Unten, zu ebener Erde, sind wir Menschen. Die Engel bewegen sich auf der Himmelsleiter auf und ab und dienen uns Menschen als „Brückenbauer“. Sie machen die vertikale Differenz zumindest überbrückbarer. Von diesem Bild beseelt streben wir Menschen – auch die religiös wenig begabten und bemühten – nach einem besseren Oben.

Im Business wurde die Himmelsleiter durch die Karriereleiter ersetzt. Unten tummelt sich das arbeitende Fußvolk und ganz oben thront die Majestät, heute meist CEO genannt. Die Führungskräfte bilden die Brückenbauer und sind somit zu modernen Engeln geworden. Diese Differenzen nennen wir Vertikaldifferenzen.

Das Wertvollste liegt im Verborgenen

Es gibt noch einen interessanten Aspekt, der unser Hierarchiedenken beeinflusst hat. Jede Großmacht hat sich eine künstliche Verborgenheit geschaffen. Ins „Innerste“ führt nur ein Weg voller Hindernisse und es bleibt nur wenigen Ausnahmen vorbehalten, ihn zu gehen. In diesem Innersten ruht der König auf seinem Thron und bleibt so vor den Blicken der profanen Welt geschützt.

Die Grundidee der Hierarchie die „ganz oben“ ein Machtzentrum errichtet, war also niemals von einem offenen Fluss der Kommunikation getragen. In jeder Hierarchie geht es im Kern daher viel mehr um Verborgenheit, als um Transparenz.

Auch in vielen hierarchischen Plattenbauten der Unternehmenswelt ist die alte Majestätsidee noch gut erkennbar. „Je erhabener die Majestätsidee, desto länger die Korridore, die den Besucher die Kürze seiner Schritte fühlen lassen; je heilsmächtiger der Monarch, desto höher die Anzahl der Vorhöfe und Vorzimmer, die den Ankömmling demütigen.“ (Nach Gott, Seite 263)

Homo Hierarchicus oder Homo Egalitaricus?

Die Formel liberté, égalité, fraternité ist uns seit dem 18. Jahrhundert wohl bekannt. Folgen wir ihr, dann zeigt sich sinnvolle Politik im Abbau der Vertikaldifferenzen. Wir sind aufgerufen, nicht mehr in höher, tiefer zu denken und nicht mehr durch besser, schlechter Einteilungen zu bewerten. Jede Form von Rang und Wertigkeit wird politisch inkorrekt.

Auf den Landkarten der neuen Unternehmenswelten finden sich daher Begrifflichkeiten und Sinnsätze wie Augenhöhe, Hierarchiefreiheit, „Setze Bewertungen aus“, Mensch vor Sache, mehr Menschlichkeit, Selbstverantwortung, „Y-Menschenbild“, Individuen und Interaktion vor Prozess und Werkzeug, Kunde vor Vertrag, Veränderung vor Plan etc.

Es wird einiges an Elan brauchen, um das Innerste nach außen zu stülpen, einiges an Energie, um das Oben und Unten einzuebnen und letztlich einiges an wirklich starkem Willen, um den alten Spuk des besseren Oben aus unseren Köpfen zu bringen.

Geben Sie der neuen Agilität und somit dem Homo Egalitaricus eine faire Chance?

Herzliche Grüße,

Heinz Peter Wallner

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Meine Inspirationsquellen für diese Zeilen:

Peter Sloterdijk, 2017, Nach Gott, Suhrkamp, 1. Auflage

Peter Sloterdijk, 2012, Zeilen und Tage – Notizen 2008 – 2011, Suhrkamp, 2. Auflage

 

Meine persönliche Darstellung des Self-Leaderships: Heinz Peter Wallner, 2016, TAKE FIVE – Die fünf Schlüssel zu mehr Lebendigkeit und innerer Stärke, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.take-five-for-life.de, Link: Book2Look

Visuelle Aufbereitung und mit klarem Führungsbezug: Heinz Peter Wallner, Kurt Völkl, 2017, Fokus Self-Leadership – Gesunde und wirkungsvolle Selbstführung in Zeiten hoher Komplexität, Edition Summerhill, 1. Auflage, www.selfleadership.pro, Link: Book2Look

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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