Intuition im Business-Alltag
Mit Begeisterung verfolge ich die Aktivitäten meiner Kollegin Helga Prazak-Reisinger. Sie arbeitet seit einigen Jahren intensiv mit Intuition im Business. Ich bin hoch erfreut, dass Sie einen Gastbeitrag verfasst hat und ihn hier auf meinem Blog erstmals veröffentlicht. Es geht um den „6. Sinn“. Sie wird noch einen zweiten Artikel über den „7. Sinn“ schreiben. Somit entsteht auf meinem Blog ein Schwerpunkt zum Thema „Intuition im Business-Alltag und im Führungsalltag“. Drei Artikel sind bereits online:
- Intuition – neue Entscheidungskompetenz und Neuland für Führungskräfte (Teil 1)
- Sechs Bereiche der Intuition – Erkundungen im Neuland für Führungskräfte (Teil 2)
- Der 7. Sinn – Gastbeitrag von Helga Prazak
Bitte empfehlen Sie diese Artikelserie „Intuition im Business und in der Führung“ in Ihren Netzwerken weiter. Danke!
Meditation und Energetik
Seit mehr als 10 Jahren befasse ich mich mit Meditation und Energetik. Ich habe überraschende Heilungen erlebt und erfahren, was wir alles mit mentalen und spirituellen Kräften bewegen können. Seit einigen Jahren wende ich diese Einstellungen und Techniken mehr und mehr in meinem beruflichen Alltag an und sehe auch hier, wie Prozesse und Entscheidungen einfacher, Meetings effektiver werden und teilweise wundervolle Wendungen möglich sind, die rational nur schwer zu erklären sind. Über diese Erfahrungen möchte ich hier berichten.
Basis für die Entwicklung
Die Grundlage für all die Techniken ist Meditation. Sie ist die Voraussetzung um aus unserem hyperaktiven Alltagsdenken und dem permanenten Gedankenstrom auszusteigen und in eine Ruhe zu kommen, die es ermöglicht, anders wahrzunehmen. Dieses Andere ist z.B. Intuition.
Ich teile Intuition in zwei Bereiche ein:
- Der 6. Sinn heißt für mich, Zugriff auf all jene Informationen zu haben, die aus unserem eigenen Unterbewusstsein kommen und sich als Körperwissen, Zellerinnerungen und Bauchgefühl ausdrücken und die wir bewusst nutzen können. Es geht darum zu fühlen, ob eine Situation sich richtig oder falsch anfühlt. Es geht um emotionale Intelligenz und darum, den Körper als Entscheidungshilfe einzusetzen. Darüber geht es in diesem Artikel.
- Der 7. Sinn heißt, etwas zu wissen, was ich de facto gar nicht wissen kann! Das sind Informationen, die wir über den Zugang zum Feld des kollektiven Unbewusstseins oder darüber hinaus, aus dem reinen Potenzial, beziehen. Heinz Peter Waller beschreibt das in seinem Blogbeitrag unter intuitiver Problemlösung und dem spirituellen Bereich. Bisher haben das überwiegend Künstler oder Genies genutzt, aber jeder kann – auch im Alltag – auf diesen großartigen Informationsspeicher zugreifen. Darüber werde ich in einem zweiten Artikel, der hier als Gastbeitrag erscheint, berichten.
Wir agieren überwiegend intuitiv!
Mein normaler Business-Alltag ist geprägt durch Technik, Kosten und Führungsaufgaben – also sehr rational. In unserer Wirtschaftswelt suchen wir ständig nach nachvollziehbaren Lösungen, Zahlen, Daten und Fakten. Was wir aber häufig vergessen, ist, dass selbst eine Entscheidung nach Fakten in letzter Konsequenz keine rationale Entscheidung ist. Nehmen wir als Beispiel eine Investitionsentscheidung: sie wird nach allen möglichen Szenarien und Preisannahmen durchgerechnet. Egal wie gut diese Werte auch aussehen, in letzter Konsequenz wird ein Verantwortlicher die Entscheidung nur dann treffen, wenn er den Informationsquellen und den Menschen, die daran arbeiten, vertraut.
Damit sind wir mitten im Bereich der Empfindungen und des Unterbewusstseins. 95% unserer Entscheidungen treffen wir aus dem Unterbewusstsein, auch wenn wir alles rational begründen. Wenn das so ist, ist der Aufwand, den wir für Nachweise u.v.m. treiben viel zu hoch. Die Zeit und Aufmerksamkeit, die wir unserem Unterbewusstsein, dem Spüren und unserem 6. Sinn widmen ist hingegen viel zu gering. Es macht also Sinn, sich damit auseinanderzusetzen.
Meditation und Achtsamkeit – der Schlüssel zur bewussten Intuition
Praktisch gesprochen ist der Zugang zur Intuition ein meditativer Prozess und es braucht Training um diese Ruhe und Achtsamkeit auch im Alltag einsetzen zu können. Es gibt viele unterschiedliche Schulen und alle sind geeignet, solange man wirklich Übung darin bekommt in Gedankenstille zu erleben und auch alle Emotionen hinter sich zu lassen. Für mich gehört Meditation heute zum Alltag. Zumindest einmal pro Tag suche ich diese Stille und Achtsamkeit. Warum ist das so wichtig? Als Technikerin braucht mein kritischer Geist auch immer genügend Information, um mich bei meinen energetischen Erfahrungen zu unterstützten.
Physikalisch gesprochen bedeutet Meditation, dass unsere Gehirnwellen von einer Frequenz um die 30 Hz (Hertz), dem Beta-Zustand im intensiven Alltagsgeschehen auf unter 8 Hz zurückgehen. Man nennt das den Alpha-Zustand bzw. wenn sie noch niedriger sind, Theta Zustand. (zum Vergleich: unter 4 Hz sind wir bereits im Tiefschlaf!). Im allgemeinen Sprachgebrauch heißt das dann oft „ich muss erst runter kommen“, im Beta-Zustand sind wir hellwach und hochaktiv, es ist die Basis für unser rationales Denken. Erst im entspannten Alpha oder Theta Zustand öffnen wir uns für kreatives, analoges Denken und haben so Zugang zu anderen Informationskanälen. Man kann sich das auch etwa wie Radio vorstellen: im Businessalltag hören wir Techno, Elektronik, Pop, etc. aber wenn wir unseren 6. Sinn aktivieren wollen brauchen wir Vivaldi oder Relaxation Music.
Zugang zum Körper
Um zu meinen Körpergefühlen Zugang zu haben, diese wahrnehmen und bewusst als Entscheidungshilfe einsetzen zu können, muss ich in der Lage sein, in kurzer Zeit diesen tiefentspannten Zustand zu erreichen. Das erreicht man durch meditatives Training. Diese Praxis hat mir eine wesentlich größere Gelassenheit gebracht, mit der ich die alltäglichen Aufgaben löse. Was es aber insbesondere noch gebracht hat, ist, dass ich jetzt jederzeit, auch untertags, reflektiere, ob sich eine Situation, ein Gespräch, ein Bericht, Entscheidung gut anfühlt oder nicht.
Bewusst spüren was los ist
Beim Eintreten in einen Meeting-Raum spüre ich sofort, wie die Energie ist und ob die Anwesenden überhaupt in der Lage sind, eine konstruktive Arbeit zu leisten. Ich bin mir übrigens sicher, dass jeder bereits mehr oder weniger solche Erfahrung gemacht hat, wenn man darauf achtet. Man betritt einen Raum und fühlt sich wohl, inspiriert, aktiv und freut sich auf die Zusammenarbeit, oder aber fühlt sich schlapp und weiß sofort: „heute kommt nichts Gescheites heraus, das werden leere Kilometer.“ In so einem Meeting geht es dann nie um die Sache, auch wenn nur über Fakten gesprochen wird. Meine Erfahrung allerdings ist, dass genau diesem Aspekt überhaupt keine Bedeutung geschenkt wird. Man hält sich strikt an eine Agenda, einen Zeitplan und Fakten. In meinen Meetings gibt es auch eine Agenda.
Aber kurz bevor das Meeting beginnt nehme ich mir eine „Auszeit“ und mache eine kurze Meditation. Ich stelle mich auf alle Personen ein, die kommen werden und visualisiere das gewünschte Ergebnis. Nicht nur mein Ergebnis, sondern das Beste für alle Beteiligten! Zu Beginn gibt es immer ausreichend Zeit, damit auch alle wirklich „ankommen“ können und nicht in Gedanken und Gefühlen noch in einem anderen Thema sind. Der Erfolg und die Effizienz solcher Besprechungen sind enorm. Ein Kollege hat das so beschrieben: „Du hältst dich nicht an den Zeitplan und trotzdem hören wir pünktlich auf und haben am Ende immer alles erreicht und meistens noch viel mehr!“
Als Führungskraft ist es wichtig, immer einen Sensor zu haben, wie das Team, die Mitarbeiter, die Partner sich fühlen, um entsprechend darauf eingehen zu können. Dieses Einfühlungsvermögen wird heute dem vorgegebenen Prozess, Termin- und Zielvorgaben häufig geopfert. Aber aus meiner Sicht ist es der wichtigste Erfolgsfaktor überhaupt!
Der Körper reagiert sensibler als unser Verstand
Die meisten von uns wurden in ihrem bisherigen Leben darauf getrimmt und konditioniert, dass unangenehme Körpergefühle sofort bekämpft gehören, um schnellstmöglich wieder 100% fit zu sein. Dafür gibt es jede Menge medikamentöse Unterstützung. Unser Körper ist jedoch das sensibelste Werkzeug, das wir haben und zeigt auf seine Weise an, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Bevor wir uns also dem Bauchgefühl widmen und dieses wiederentdecken können, müssen wir erst wieder ein positives Gefühl zu den Meldungen unseres Körpers lernen.
Häufig bemerke ich an mir und meinen Kollegen, dass wir unser Körpergefühl an der Tür in unser Büro ablegen und bestenfalls erst wieder hervor holen, wenn wir dieses verlassen. Unter Tags sind wir ganz Hirn. Die Schmerzen müssen schon sehr evident sein, dass wir sie merken. Je konzentrierter die Arbeit ist, desto weniger spüren wir uns. Dieser Zustand kann tagelang andauern, da wir nach dem Arbeitsalltag auch noch unser Privatleben organisieren oder ein intensives Hobby haben.
Das ist auch der Grund, warum plötzlich im Urlaub die Signale des Körpers so auffällig werden: wir haben Zeit dafür. Wenn wir also das Körper- oder Bauchgefühl als Entscheidungskompetenz mehr und mehr aktivieren wollen, müssen wir dafür sorgen, dass wir den Körper als vollwertigen Partner akzeptieren. Und ich spreche jetzt nicht von Fitnessprogrammen! Es geht nicht darum, dem Körper etwas abzuverlangen, sondern auf ihn zu hören! Wenn ich merke, dass sich Muskeln verspannen, ich plötzlich weniger Energie habe, sich sonst irgendein Gefühl einstellt, gehe ich dem nach. Was bedeutet dieses Gefühl, Warum ist es hier?
Was ist richtig, was ist falsch – Fühlen als Entscheidungshilfe
Eine Kollegin kommt zu mir, weil sie mehrere Jobangebote hat. Für alle drei Angebote gibt es Pros & Cons. Nun könnte sie die Entscheidung rein logisch begründen mit Expertise, Zeit, Geld und Umfeld. Wir haben aber dafür einen Körperpendeltest gewählt. Dazu definieren wir das gewünschte Ziel auf einer emotionalen Ebene. Wie will ich mich dort fühlen, wie merke ich dass es gut ist? Wir schreiben jede Option auf einen Zettel, der umgedreht auf den Boden gelegt wird, sodass man nichts erkennen kann. In einem meditativ geführten Prozess stellt sich die Kollegin nacheinander auf die Zettel und spürt hinein.
Dort, wo sich der Körper am wohlsten fühlt, ist die Entscheidung richtig. Aus meiner Erfahrung funktioniert das immer. Auch dann, wenn die Entscheidung im ersten Moment überraschend ist. Diese Methode funktioniert auch für anderen businessrelevanten Entscheidungsprozesse. Also etwa in einem Schadensfall einer großen Industrieanlage konnten wir durch diese intuitiven Tests die möglichen Verursacher so einschränken, dass wir zielsicher beim Richtigen angefangen haben zu recherchieren. Das hat viel Zeit, Stress, Kosten und Ärger erspart.
Den bewussten Einsatz von unserem 6. Sinn im Business bedeutet auch einige Hindernisse zu überwinden
Wollen ist kontraproduktiv! Ein starker Wille ist in unserer Gesellschaft oft ein Qualitätsmerkmal. Aber wenn es um Intuition geht, hat das Wollen rein gar nichts zu suchen! All die Qualitäten, die wir uns zugelegt haben oder die uns anerzogen wurden, wie zielbewusstes Arbeiten, Fokussierung, klar nachvollziehbare Nachweise u.v.m., all diese Eigenschaften verhindern den 6. Sinn! Er kommt nur aus dem eigenen Zustand der Ruhe und der Offenheit, keinerlei Erwartungen zu haben. Vor allem aber aus dem Vertrauen, dass das, was ich wahrnehme, richtig ist. Ich kann Intuition nicht abfragen, wie Wissen bei einer Prüfung. Das war übrigens wirklich schwierig für mich zu lernen.
Das Büro – wo finde ich Ruhe im Alltag? Unser Arbeitsumfeld ist kein Ort für Ruhe und gibt kaum die Möglichkeit zum Rückzug, um sich in die Stille zu begeben, die Augen zu schließen und in einen meditativen Zustand zu gehen. Selbst wenn sie in der glücklichen Lage sind ein eigenes Büro zu haben, kann es doch sein, dass jemand hereinplatzt, das Telefon läutet oder ein Pieps-Ton das nächste Mail ankündigt. Vielleicht hören sie aber auch nur die Kollegen gegenüber telefonieren.
Zustand der Ruhe
Sich in so einem Umfeld in einen Zustand der Ruhe zu bringen um dem Körpergefühl zu lauschen ist sehr schwierig. Ganz abgesehen von Großraumbüros, die mehr und mehr Standard geworden sind. Da gibt es nur einen Platz an dem sie wirklich ungestört sein können – das WC. Sehr innovative Unternehmen haben das bereits erkannt und richten für das persönliche, kurzfristige Zurückziehen bereits Meditationsräume ein.
Nichts tun oder kreative Pause? Noch ist so ein Rückzug in die Stille nicht allgemein anerkannt. Die einzige Auszeit, die wir uns heute gönnen ist „eine rauchen gehen“. Wie ich die Raucher beneide! Einfach eine kurze Auszeit nehmen, hinausgehen und sich für einige Minuten nur auf den Rauch zu besinnen. Einfach abschalten. Als Nicht-Raucher geht man nicht einfach weg. Geschweige denn sagt man zum Chef „ich nehme kurz eine kreative Atempause“. Aber genau darum geht es!
Raus aus der Hektik
Aus der Hektik aussteigen! Hektik ist ansteckend. Rationales Argumentieren auch. Jeder will das noch bessere Argument haben, weil wir so erzogen wurden. Sich da zurückzuziehen, den anderen das argumentative Feld zu lassen, ist wirklich nicht einfach. Im größten Stress darauf hinzuweisen, dass eigentlich dahinter eine ganz andere emotionale Sache läuft, erzeugt auch oft keine Freunde.
Emotionen sind immer dominant! Ich habe oft gehört: „Wir agieren professionell, Emotionen haben hier keinen Platz!“ Wie falsch diese Einschätzung doch ist. Emotionen, insbesondere negative Emotionen wie Angst, Wut, Sorgen usw. sind schneller als unser Denken und setzen sich immer durch. Sobald negative Emotionen am Werk sind, können wir nicht mehr neutral denken, geschweige denn haben wir Zugang zu unserem wahren 6. Sinn. Ich habe sehr gute Erfahrung mit verschiedenen Übungen wie z.B. Emotional Balance gemacht, eine Art Akupressur verschiedener Meridianpunkte, die sich auch im Businessalltag gut einsetzen lässt, um mit negativen Emotionen besser umzugehen. Diese und andere Übungen können auch einer ganzen Gruppe sofort aus einer negativen Situation helfen. Wirklich gut sind wir erst, wenn wir rationale und emotionale Aspekte ausbalancieren; für uns selber, aber auch für das gesamte Team.
Der 6. Sinn – eine Bereicherung: Intuition im Business-Alltag
Oft ist es ein besonderes Erlebnis, das einen aus dem gewohnten Alltag schleudert und dazu zwingt neue Wege zu gehen. Bei mir war es die letzte Stufe vor dem Burnout. Das hat mich dazu gebracht Meditation zu lernen und im Lauf der Zeit all die vielen Methoden der Energetik, die mir heute zur Verfügung stehen. Heute kann ich sagen, dass diese Qualitäten meinen Businessalltag enorm bereichern und einfacher machen. Aber es gibt noch mehr: Im nächsten Blog lesen sie über die wundersame Welt des 7. Sinns, ein Quantensprung für den Business-Alltag.
Herzlich,
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Liebe Frau Prazak-Reisinger,
danke für Ihren Beitrag, denn er trifft den Nagel auf den Kopf. Wir wollen in unserer Gesellschaft immer noch nicht erkennen, dass unser Verstand eben gerade nicht die kreative Ebene unseres Seins darstellt. Und unsere Intuition braucht eben Ruhe und Zeit und nicht Leistungsdruck und Hektik, um uns zu Lösungen zu führen, die unsere rationale Ebene uns nicht bieten kann.
Ich finde Ihre Bemerkung über Vivaldi besonders schön und treffend: seine Musik strahlt einfach immer Harmonie aus und das Vorhandensein von Harmonie ist m. E. auch immer Ausdruck für die Qualität der Lösung einer Aufgabe!
Ich freue mich auf Ihren Beitrag zum 7. Sinn!
Herzlichst
Ihr
Friedhelm Amsel
Lieber Herr Amsel
herzlichen Dank für ihren Kommentar und ihre Zustimmung. Wir beiden haben ja im letzten Jahr erlebt, wie ein fast gestrandetes Projekt genau durch dieses Einfühlen und Intution letzlich ein voller Erfolg geworden ist.
Wir sind uns einig: Vivaldi ist einfach großartig und inspirierend. Gut, dass es so viel verschiedene Musikrichtungen gibt – denn ich liebe es je nach Situation die entsprechende Musik zu hören und das kann auch ganz moderne Musik sein wie Electro & co. Und so ähnlich sollten wir das auch im Business halten: Ratio & Intuition in Balance.
Herzliche Grüße!
Ihre
Helga Prazak