Zusammenhang Wirtschaft und Weltbild
Ich gehe davon aus, dass wir uns im Übergangsraum von einem alten, mechanistischen Weltbild, in ein neues, ganzheitliches Weltbild befinden. In einem solchen Übergang, der eine lange Zeit dauert, sind Krisen, manchmal auch intensivere Beben, nicht sonderlich verwunderlich. Sie sind zu erwarten gewesen und sollten eigentlich nicht eine solche Bestürzung auslösen.
Der Wechsel des Weltbildes
- Das alte, klassische Weltbild ist mechanistisch. Die Welt wird als berechenbar, planbar, beherrschbar, als Maschine verstanden. Der Mensch verfügt über die Natur. Dieses Weltbild geht seinem Ende entgegen.
- Das neue Weltbild ist ganzheitlich. Die Welt ist komplex, ein großes Ganzes, und entzieht sich den linearen Berechnungen und Planungen. Der Mensch reintegriert sich in die Natur im Denken und Handeln, er ist nicht Teil der Natur sondern er ist Natur. Er versteht sich als Evolution, als Selbstorganisation der Welt. Dieses Weltbild entsteht.
(Zitat aus: Das LILA Management Prinzip, 2009, Signum, von Kurt Völkl und Heinz Peter Wallner)
Das neue Weltbild
Was verändert das neue Weltbild, das sich gerade intensiv formiert, an der Wirtschaft von heute? Was wird wirklich neu, was bleibt wie es ist? Und, wohl die wichtigste Frage, können wir uns schon jetzt auf diese Zukunft vorbereiten?
„Die folgende Tabelle bietet eine Gegenüberstellung der Wirtschaftssysteme des alten, mechanistischen Weltbildes und des neuen, holistischen Weltbildes. Die Unterscheidung wird anhand von vier Aspekten deutlich. Es sind dies das Entwicklungsbild – was sind die treibenden Kräfte der Entwicklung? -, die Organisationsform des Marktes, der Zusammenhang von Besitz und Menschenbild und der Wert und die Stellung des Menschen in der Mitwelt. Wenn wir nur einen Bereich herausgreifen und den „Besitz“ betrachten, so wird klar, welche umwälzende Auswirkungen eine Änderung in diesem Bereich für die Wirtschaft haben wird. Welche Bilder Sie auch immer entwerfen mögen, wie es um den Besitz in Zukunft stehen wird: Besitz wird andere Interpretationen beanspruchen.“
(Zitat aus: Business Agenda 21, 2004, oekom, Heinz Peter Wallner, Kurt Schauer und Dodo Kresse)
Eine Gegenüberstellung der beiden Weltbilder und ihrer Wirtschaftssysteme
Altes Weltbild |
Neues Weltbild |
|
Art der Wirtschaft
|
Wirtschaft des mechanistischen Weltbildes – die „nicht-nachhaltige Wirtschaft“ | Wirtschaft des ganzheitlichen Weltbildes – die „nachhaltige Wirtschaft“ |
Entwicklungsbild |
„Die Welt ist ein Uhrwerk“;
Fortschritt in Technik löst alle Probleme; Denken in Ursache und Wirkung |
Die Welt der Selbstorganisation. Die Entwicklung komplexer Systeme. Kleine Ursachen können große Wirkungen nach sich ziehen |
Organisation |
Marktorganisation:
„Survival of the fittest“ – Denken und Handeln in Konkurrenzkategorien |
Marktorganisation: Selbstorganisation, neue Formen der Zusammenarbeit in Netzwerken, Konkurrenz und Kooperation, das Koexistieren in Balance |
Besitz und Menschenbild |
„Im Kampf gegen die Natur“ …
Der Mensch besitzt, um sich gegenüber der Natur und den Mitmenschen zu schützen. |
„Verbunden mit der Natur“ …
Der Mensch erhält Zugang zu Besitz, um an der Entwicklung des Ganzen teilhaben zu |
Wert und Stellung des Menschen in der Mitwelt |
Die Mitwelt ist ohne „ökonomischen“ Wert. Der Mensch braucht Besitz, um in der Gesellschaft wertvoll zu sein. | Die Mitwelt ist wertvoll; Komplexe Naturdienstleistungen sind relevant. Der Mensch eröffnet sich neue Entwicklungsmöglichkeiten aus der Vielfalt der Natur. |
(aus: Business Agenda 21, 2004)
Die Vorbereitung, die jedes gute Management schon heute treffen kann, ist eine gemeinsame Auseinandersetzung mit den Fragen der neuen Wirtschaft. Nach der Krise (nach der Zielkrise der Gesellschaft) werden jene als die Erfolgreichen hervorgehen, die sich früh der neuen Zeit und ihren neuen Anforderungen gestellt haben. Es ist nie zu früh, über das Business Modell der Zukunft nachzudenken. Die Perspektive des Weltbildes ist ein möglicher Zugang zu neuen Strategiewelten.
Heinz Peter Wallner
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