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Eine Gedankenkette vom Wandel zum Mitarbeitergespräch und zurück

Eine Gedankenkette vom Wandel zum Mitarbeitergespräch und zurück
by Heinz Peter Wallner

Mitarbeitergespräch einmal anders

Das Leben entwickelt sich, genauso wie das Universum, in einem heiligen Tanz mit einem tieferen Feld (Ervin Laszlo)

Train the eight - wallner-kresse 2010

Train the eight – wallner-kresse 2010

Ich habe kürzlich wieder einen Vormittag in einer spannenden Diskussion mit Kurt Völkl verbracht. Er ist Mit-Autor unseres Buches „Das LILA Management Prinzip“, Generaldirektor einer öffentlich rechtlichen Versicherung und ein inspirierender Denker. Unser Thema war wie immer das „Lernen in der liegenden Acht (LILA)“ und unser neues „train the eight“ Programm für Führungskräfte. Heute waren Systemtheorie, Kybernetik und Weisheitslehren unsere Energiefelder, die uns in eine spannende Diskussion über die ganzheitliche Führung – die Führungsarbeit der Zukunft – geleitet haben.

Jeder Wandel beginnt mit einem neuen Denken, also im Geist. Was mich aber zum neuen Denken erst bewegen kann, ist eine Wahrnehmung, dass es (mein Leben – und in meiner Umwelt) auch anders sein könnte. Dem Wandel geht also eine Wahrnehmung voraus. Das, was wir wahrnehmen können, sind Energien, die entweder fließen und uns bewegen, oder die sich aufstauen und eine Starre hervorrufen. Diese Energien wiederum sind durch eine Spannung hervorgerufen, die wir in uns oder zwischen verschiedenen Polen in unserer Umwelt aufbauen.

Unser Leben ist also voller Spannungen und das ist gut so. Die Spannung zwischen verschiedenen Polen kann nun durch Widersprüche hervorgerufen werden, die wir in uns tragen und ständig in Diskussion halten. Wenn es sich bei diesen Widersprüchen und banale und somit lösbare Probleme handelt, gibt es nur eine Aufgabe. Lösen. Solche Widersprüche belasten uns nur und führen zu Verspannungen. Dann aber gibt es die Guten, das sind jene Widersprüche, die wir durch aporetische Konflikte beschreiben können und die Antinomien – logische Widersprüche – darstellen (ein Artikel über aporetische Konflikte).

Jede Führungskraft kann über diese Konflikte ein Lied singen, das öfters von Disharmonien geprägt sein wird, also von harmonischen Genüssen.  Widersprüche werden meist als unerquicklich erlebt, warum sie auch sehr gerne ganz schnell durch billige Kompromisse gelöst werden wollen. Ein Beispiel, das Kurt Völkl und ich gerade in der Entwicklung unserer „train the eight – Knowledge Box“ zum Thema ganzheitliche Führungsarbeit diskutieren, ist das Mitarbeitergespräch (ich meine hier immer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter).

Zu häufig wiederholt sich in diesen Dialogen ein Muster, das etwas so aussieht: Die Führungskraft schlägt ein Entwicklungsziel vor, der Mitarbeiter meint, dass dieses Ziel nur unglaublich schwer, wenn überhaupt, zu erreichen sei. Dann findet sich sehr schnell ein Kompromiss in der „goldenen Mitte“ und beide trennen sich frohen Mutes, weil ja quasi beide etwas gewonnen haben. Das Mitarbeitergespräch war wieder ein voller Erfolg. Auch der Prozess der Budgetierung läuft meist genau nach diesem Muster.

Ganzheitliche Führungsarbeit muss hier einen Unterschied machen. Das, worauf es im Gespräch ankommt, liegt in der Wahrnehmung eines unlösbaren Widerspruches zwischen den beiden Gesprächspartnern. Was die Führungskraft will und was der Mitarbeiter will unterscheidet sich grundlegend. Da hilft auch kein Schönreden. Die Positionen der beiden sind aber aus der jeweiligen Perspektive nicht nur verständlich, sondern auch richtig.

Wenn sich zwei Positionen einander widersprechen, aber beide richtig und voneinander abhängig sind, dann sind wir mitten in einem wirklich guten Widerspruch, der sich als aporetischer Konflikt manifestiert. Sie kennen vielleicht das Paradoxon des Kreters Epimenides: Ich bin Kreter. Alle Kreter sind Lügner.

Wir sind nun der Meinung, dass es genau diese Widersprüche sind, die dem Unternehmen seine Spannung und somit dem Wandel seine Energie geben. Es geht nicht um die Auflösung der Widersprüche durch billige Kompromisse. Dadurch verlieren wir nur die Energie, die wir für den Wandel brauchen. Wir müssen unsere Wahrnehmung schärfen und die Antinomien erkennen und kultivieren, indem wir sie ansprechen und im Dialog halten. Durch dieses „in der Schwebe halten“ des Widerspruches können wir die enthaltene Spannung für eine Transformation auf eine neue, höhere Ebene nutzen.

  • Mit der Kraft der kultivierten Widersprüche können wir dem Wandel eine Richtung geben und mit Energie versorgen.

Um die Wahrnehmung  zu schärfen sehen wir zumindest zwei wertvolle Ansätze, die zunächst getrennt oder gleich im „universellen Interbeeing“ genutzt werden können. Einen ersten Weg zeigt uns die Kybernetik zweiter Ordnung nach Heinz von Förster mit der Beobachtung der Beobachtung.  Sehr zu empfehlen ist hier das leicht lesbare Buch „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners – Gespräche für Skeptiker“ im Carl-Auer Verlag, in dem Heinz von Förster im Gespräch mit Bernhard Pörksen Kybernetik einfach und tiefgehend erklärt.

Den zweiten Weg zur Schärfung der Wahrnehmung sehen wir in den Praktiken der Weisheitslehren. Jede Entwicklung des Bewusstseins, führt zu einer höheren Wahrnehmungsfähigkeit.  „Demnach ist Bewusstsein keine passive Eigenschaft, es ist ein aktiver Motor von Entwicklung. Das Bewusstsein jedes Systems drängt danach, mit dem Bewusstsein anderer Systeme in Wechselwirkungen zu treten, es drängt nach Wahrnehmung. Diese Eigenschaft des Bewusstseins ist besonders wichtig für die Selbstorganisation von Systemen. Die Wechselwirkung eines Systems mit seiner Außenwelt erfolgt ja über Flüsse, die durch das System fließen. Das Bewusstsein zieht diese Flüsse an, indem es mit der Außenwelt in Wechselwirkung tritt. Es ist damit der Motor der Selbstorganisation.” (Zitat aus: Inseln der Nachhaltigkeit – Logbuch für ein neues Weltbild)

Was es neben der erhöhten Wahrnehmungsfähigkeit noch braucht, ist das Sowohl-als-auch-denken. Es ist nicht entweder das Eine oder das Andere wahr, sondern beides. Somit ist auch das eine als auch das andere gut und eine attraktive Bereicherung für beide Dialogpartner. „Ich finde es wirklich gut und wertvoll, dass Du die hoch gesteckten Ziele nicht erreichen willst. Es hilft uns, die Spannung zwischen uns wahrzunehmen und zu fühlen. Danke.

Die Transformation auf die nächste Ebene der Widersprüche lässt sich mit der Frage: „Was ist das Ziel des Ziels?“ erreichen. In der dialogischen Offenlegung der Metaziele der Partner kann nach der „Übung des Fühlens des Widerspruches“ eine neue Ebene mit einem neuen und spannenderen Widerspruch erreicht werden. Die Spannung wird nicht aufgelöst, sondern in eine Energie des Wandels verwandelt.

Im Mitarbeitergespräch ganz bewusst im Zielefindungsprozess die möglichen Widersprüche aufsuchen und wahrnehmen. Im ersten Quadranten der liegenden Acht (neues Denken, Geist) geht es nun darum, einen aporetischen Konflikt zu erkunden und gedanklich tiefer einzutauchen. Worin genau liegt der Widerspruch? Wo zeigt er sich, wo nicht? Welche Muster lösen wir normalerweise in diesem Fall aus, welche sollten es in Zukunft sein?

Führung Mitarbeitergespräch - train the eight - wallner 2010

Führung Mitarbeitergespräch – train the eight – wallner 2010

Das Bild des Widerspruches und seine Spannung werden dabei immer klarer. Der Übergang in den zweiten Quadranten (neue Haltung, Herz) passiert quasi automatisch. Je klarer das Bild wird, desto tiefer tauchen wir in den Herzquadranten ein und können die Spannung fühlen. Wie fühlt sich diese Spannung an? Führt uns dieses Gefühl in eine neue Bewegung oder in eine Starre? Wenn es sich schlecht anfühlt, was müssten wir tun, um ein gutes Gefühl zu entwickeln?

Nach dem Übergang von rechts (Innenwelt) nach links (Außenwelt) in der liegenden Acht kommen wir in den dritten Quadranten (neues Tun, Bewegung). Hier kommen wir zur Frage: Wie können wir auf die nächste Ebene gelangen? Was ist das Ziel des Ziels? Es beginnt ein Dialog über die Annahmen, die hinter den eigentlichen Zielen liegen (siehe dazu die Beiträge zum Dialog und das kollektive Denken). Jetzt kommt Bewegung in das Mitarbeitergespräch, weil die bewusste Einführung einer Metaebene eine wirklich gute Lösung des Widerspruches auf der ersten Ebene zulässt. Selbstverständlich treffen wir auch auf der nächsten Ebene wieder auf neue Widerstände, die wieder Spannungen erzeugen. Diese aber sind erst später wieder Thema, weil jetzt ein Schritt des positiven Wandels geglückt ist.

Zum Abschluss geht es noch in den vierten Quadranten der liegenden Acht (neue Erkenntnis, Form), wo wir die Frage diskutieren: Woran erkennen wir, dass wir gemeinsam erfolgreich sind? Was ist unser beider Beitrag zum Erfolg? Woran wollen wir gemessen werden? Welches neue Muster wollen wir einüben und wodurch zeichnet es sich aus? Sind wir beide bereit für die Umsetzung? Jetzt?

Damit ist ein Mitarbeitergespräch in der liegenden Acht absolviert. Wie immer im Leben, will die Meisterschaft im „train the eight – Mitarbeitergespräch“ durch konsequente Übung und häufige Wiederholung  erreicht werden. Die Menschen in Unternehmen sind Übende. Wir bauen den Erfolg unseres Tuns auf dem Fundament der guten Wiederholung (nach Peter Sloterdijk).

 

Einige aktuelle Tweets:

Eine kleine Veränderung an einer Stelle kann ein ganzes Paradigma verändern (Gregg Braden)

So denkt er aus dem Zustand der Vollendung heraus und nicht an die Schwierigkeiten, die ihm auf dem Weg dorthin begegnen könnten (Gregg Braden)

Im Hologramm des Bewusstseins, spiegelt sich jede kleine Veränderung überall in der Welt wider (Gregg Braden)

Durch die Beharrliche Annahme, dass unser Wunsch bereits erfüllt ist, beugt sich die Welt unausweichlich unserer Erwartung (Neville)

 

Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

6 Kommentare

  1. Du schreibst: PS: Demnächst bieten wir das „train the eight – Mitarbeitergespräch“ als Videopodcast an.
    Davon weiß ich noch gar nichts!
    Gibt es schon Infos, wann es soweit sein wird und was es kosten wird und ob?
    Bin sehr interessiert!
    Liebe Grüße

  2. Solche Kommentare, die eine Werbeabsicht in sich tragen, unterdrücke ich im Normalfall. Diesen Hinweis aber finde ich gut (hpwallner)

    GREGG BRAGEN IN KLAGENFURT
    Gregg Braden- 2012 Fractal Time
    das Geheimnis von 2012 und wie ein neues Zeitalter beginnt

    Vortrag am
    13.April 1010 in Klagenfurt Messe Centrum / Eingang Ost
    (mit deutschem Übersetzer)

    Einziger Termin in Österreich !!!
    Beginn: 19.30 Uhr
    Hallenöffnung: 18.30 Uhr

    Kartenpreis im Vorverkauf : 49.- Euro

    Vorverkaufsstelle:

    Cultus Animi Österreich
    Regenbogenland Seeboden

    Anette Belschner
    Hauptstrasse 90
    9871 Seeboden/ Millstätter See

    Tel: 0664-9537618 begin_of_the_skype_highlighting              0664-9537618      end_of_the_skype_highlighting begin_of_the_skype_highlighting              0664-9537618      end_of_the_skype_highlighting
    anetti@cultusanimi.at

  3. „Es ist nicht entweder das Eine oder das Andere wahr, sondern beides.“
    Lieber Peter, ich kam nicht umhin diesen Text von dir zu erfassen. Im Grunde denke ich, dass die Überlegung des Ziels über dem Ziel bereits das Fatale in sich birgt. Das Sein des Menschen ist schlicht das Sein. Nur wird dies in dem vorherrschenden bestimmenden System nicht ermöglicht, da es der Natur dieser widerspricht. Das ist das Tragische unserer Lebenszeit. Aber die gute Nachricht ist, dass alles in Bewegung und im Umbruch ist. Und wir sind mittendrin, so oder so. Lieben Gruß, Diana

  4. Danke Diana! Die Frage mit den Zielen stelle ich mir immer wieder. Eckhart Tolle macht die Unterscheidung zwischen dem inneren und dem äußeren Ziel. Wer sich seines inneren Zieles („zu erwachen“) bewußt ist, der kann „im Einklang mit dem inneren Ziel“ auch ein äußeres Ziel (in unserer Formenwelt) verfolgen. Ausschließlich äußere Ziele machen uns zumindest nicht wirklich glücklich. Und wir sind mitten drinnen … genau. Liebe Grüße, Peter

  5. Hallo Peter! Immer wieder bin ich überrascht, welche Fragen Du dir stellst die den Meinen zu gleichen scheinen. Ich denke auch immer wieder über Ziele nach. Und ich frage mich: brauchen wir immer Ziele? Führen durch Ziele klingt gut und rational. Und wie soll ich mit Beispielen von Menschen umgehen, die sich eine Auszeit nehmen und ziellos z. B. ein Land bereisen? Sich treiben lassen und auf dieser Reise vieles entdecken was sonst verborgen bliebe? Könnte nicht auch aus „zielloser“ Zeit Energie entstehen? Keine Ahnung, diese Fragen überfordern mich zurzeit. Ich finde es jedenfalls spannend sich mit der 8 zu beschäftigen. Und mir fehlen die vielen Stunden, in denen wir uns über solche Gedanken austauschen konnten. LG Buddy

  6. Lieber Buddy, danke! Du wirst noch mein intensivster Leser 🙂 – ja der Gedankenaustausch im BEX Team war schon sehr inspirierend! Vielleicht finden wir eine ganz andere Möglichkeit! herzliche Grüße, Peter

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