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Das Flow Prinzip und die alten Weisheitslehren

Das Flow Prinzip und die alten Weisheitslehren
by Heinz Peter Wallner

Das Flow Prinzip und die alten Weisheitslehren

„So denkt er aus dem Zustand der Vollendung heraus und nicht an die Schwierigkeiten, die ihm auf dem Weg dorthin begegnen könnten“ (Gregg Braden)

Entfaltung

Entfaltung

Ich mag das Flow-Prinzip von Mihaly Csikszentmihalyi (sprich: tschick-sent-mihaji) sehr. Sein Buch Flow: Das Geheimnis des Glücks hat mich vor Jahren sehr inspiriert und eingeladen, ganz neu über Glück, Erfüllung und Motivation nachzudenken. FLOW bedeutet für MCZM (Mihaly Csikszentmihalyi) den Zustand vollständigen Einsseins mit sich und der Welt. Wenn die Herausforderungen aus der Umwelt in vollkommener Resonanz mit meinen Fähigkeiten (meiner Innenwelt) kommen, dann empfinden wir Glück in einer Art Flow-Zustand.

  • Das Flow-Prinzip ist menschenorientiert, optimistisch und bringt die Diskussion über die Motivation von Menschen in Unternehmen auf eine neue Ebene. Es verbindet die Arbeit mit der Frage des Glücks und dem Sinn des Lebens.

Andreas Fritsch meint: „FLOW-Leadership entsteht im Kopf. Es setzt sich einerseits aus systematischer Vorgehensweise und Vorbereitung, andererseits aber aus der richtigen persönlichen Einstellung zusammen.“ Und er erklärt, was Flow für eine Führungskraft bedeutet: „meine Einstellung zur Situation bestimmt ganz wesentlich das, was passiert und wie sich die Dinge entwickeln. Ganz besonders, wie sich die Fähigkeit meines Teams entwickelt, mit einer spezifischen (schwierigen) Situation umzugehen, sie als Chance oder als Bedrohung wahrzunehmen! Die Verantwortung als Führungskraft: die Wahl der Einstellung.

Aus diesen Zeilen hallt uns der Ruf nach  Selbstverantwortung entgegen. Im Flow-Prinzip für Unternehmen aber wird die Verantwortung für das Erleben des Flow geteilt. Der Mensch kann seine Fähigkeiten nur einsetzen, wenn er auf eine Umwelt trifft, die diese Fähigkeit abruft.

Entfaltung und Vollendung

Entfaltung und Vollendung

Ich möchte auch noch eine aus meiner Sicht freudige Botschaft aus dem Flow-Prinzip aufgreifen. Flow ist kein Elitekonzept. Es geht im Flow-Erlebnis nicht um ein hohes Niveau. Jeder Mensch, so bescheiden seine Kenntnisse in einer Sache auch sein mögen, kann im richtigen Umfeld – und wie Andreas Fritsch ganz richtig meint – mit der richtigen Einstellung – sein Glück im Arbeitsflow finden.  Sind die eigenen Fähigkeiten relativ hoch, müssen die Herausforderungen ebenso hoch liegen, sind die Fähigkeiten geringer, müssen die Herausforderungen entsprechend geringer sein. Ein Flow-Erlebnis ist aber in jedem Fall möglich.

Warum aber die Abhängigkeit von der Umwelt?

In einer genauen Betrachtung allerdings komme ich auf einen Punkt im Flow-Prinzip, den ich gerne diskutieren möchte. Es ist die verbleibende Abhängigkeit von der Umwelt. Bei Eckhart Tolle (und vor ihm schon in vielen Schriften alter Weisheitslehren) geht es um die Frage des „inneren Ziels“. Das Innere Ziel eines Menschen ist es – so Eckhart Tolle – zu erwachen. Dieses Ziel teilen wir mit der gesamten Menschheit. Das äußere Ziel des Menschen hingegen ist hoch individuell. Um die sogenannte Berufung eines Menschen wirklich zu finden, braucht es zunächst ein „Erwachen aus dem Formentraum“. Das wiederum geht mit der Findung des inneren Zieles einher. Das äußere Ziel kann erst gefunden werden, wenn wir bereits „erwacht“ sind. Nur dann kann das äußere Tun in der Formenwelt und unser inneres Erwachen in Resonanz kommen und wirklich Gutes in die Welt bringen. Das klingt weit hergeholt und fern des Alltages. Wenn wir diesen Prozess aber als unseren Weg der Meisterschaft (oder: Was Menschen bewegt) verstehen und täglich üben, um dem näher zu kommen, wird uns Tun mit Sinn erfüllt.

Entfaltung und Vollendung - Flow

Entfaltung und Vollendung – Flow

Wir könnten die Sache nun auch so interpretieren:

Die Freude, das Glück und somit wohl auch der Flow entspringen nie der Tätigkeit, die wir ausüben, schon gar nicht den Dingen, mit denen wir uns umgeben. Wir können nur unsere tiefe innere Freude in unser Tun und auch in unsere Dinge einfließen lassen. Dann aber ist es unabhängig davon, was wir tun und was wir haben. Das Glück stellt sich dann ohne das Zutun unserer Umwelt ein, weil wir dann die Kraft haben, diese Umwelt zu erschaffen.

Bildlich gesprochen:

Flow nach MCZM kann ein Motorradfahrer erleben, der auf einer schwierigen Bergstraße sein volles Können mit einem guten Motorrad in Einklang bringen kann. Ein Glücks- oder Flow-Erlebnis in dieser oder ähnlichen Form ist Ihnen sicher gut bekannt. Aus der Perspektive von Eckhart Tolle aber kann jeder Mensch dieses Glück empfinden, selbst wenn er weder Motorrad, Bergstrecke oder Können hat. Was immer der Mensch tut, wie einfach die Tätigkeit auch sein mag, er kann Freude in sein Tun einfließen lassen und somit den Flow zu seinem ständigen Lebensbegleiter machen.

  • Im unternehmerischen Kontext heißt das nun folgendes: Die Arbeit kann für mich als Mensch immer zum Flow-Erlebnis werden, und zwar vollkommen unabhängig von den äußeren Bedingungen. Ich finde, wir sollten das als Möglichkeit auch in Betracht ziehen.

 

 

Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

7 Kommentare

  1. Flow ist wirklich ein unheimliches großes Wort für eine Tatsache das jedes Kind erlebt, nämlich eins mit dem zu sein was wir tun – sich völlig verlieren im Bauen eines Bauklötzeturms.
    Wir erleben uns in den Unternehmen sehr oft im Spannungsfeld Getriebene und Gestaltende, wobei oft nicht klar ist auf welcher Seite wir gerade stehen. Wenn wir dem Flow-Gedanken näher kommen wollen, helfen jedoch beiden Ansätze nicht wirklich weiter.
    Es ist der dritte unbenannte Aspekt in diesem scheinbaren Spannungsfeld: Wir sind Beschenkte.
    Genau das ist es was wir bei Kindern erleben, sie lassen sich wie selbstverständlich von einer Situation beschenken. Und was tun wir im Job?
    Als Nachhaltigkeitsberater können wir genau da anknüpfen. Wir schaffen mit Nachhaltigkeitsstrategien jenen Sinnrahmen, der den Menschen in den Organisationen mehr als das Gefühl gibt ein wichtiger Teil von etwas „Gutem“ zu sein, da kann jede – sonst unangenehme – Arbeit einen Flow erzeugen, weil es Geschenk ist an etwas mitwirken, was uns in einen größeren Zusammenhang stellt.
    Mein Beitrag ist also der Aufruf die Arbeit der Menschen nicht als abzugeltende Notwendigkeit zu verstehen, sondern als Geschenk zu konzipieren – dies aber nicht aus der gönnerhaften Überheblichkeit des Oligarchen, sondern aus der Überzeugung gemeinsam einen Beitrag für „die beste aller Welten“ (Schulze) zu leisten!

    Danke Peter für Deine anregenden Beiträge, sie ermuntern mich immer wieder!

    Kurt

  2. Dazu fällt mir das schöne Ritual des „Dankbarkeitssteins“ ein. In dem Film „The Secret“ erzählt Autor Lee Brower über die Erlebnisse mit seinem Dankbarkeitsstein. Zitat: „Als in meiner Familie einmal einiges im Argen war, fand ich einen Stein und nahm ihn in die Hand. Ich steckte ihn in die Tasche und nahm mir vor: „Jedes Mal, wenn ich diesen Stein berühre, werde ich an etwas denken, für das ich dankbar bin.““
    Ich denke, Dankbarkeit – wofür auch immer – ist eine sehr große Kraft, um sich für einen möglichen „Flow“ bereit zu machen. Dankbarkeit reinigt sozusagen die Psyche – erst im Zustand der „geglätteten Wogen“ findet der Mensch Anschluss an den Flow. Vielleicht kann es sich auch bei einer Gruppe, die an einem Projekt arbeitet, als günstig erweisen, wenn jede/r einen Dankbarkeitsstein bekommt, klein genug, um ihn in die Jackentasche zu stecken, glatt genug, dass dessen Berührung Freude macht.

  3. ja genau, der Flow ist Folge nie Intention. In dem Maße in dem Flow, Freude … Intention sind, sind sie auch schon verloren. Sie sind immer Folge. Viktor Frankl beschreibt dies ganz wunderbar. Der Mensch lebt im Willen zum Sinn. Nur wenn dieser blockiert ist – sei es durch Minderwertigkeitsgefühlen oder innerer Leere – kommt es zur Pervertierung im Willen zur Lust und Willen zur Macht. Dabei muss für jene die Frankl nicht kennen dazugesagt werden, dass es nicht darum geht, dass Lust gefühlt und Macht gelebt werden, sondern darum dass diese mit dem Willen zum Sinn verbunden sind, aber als eigenständige Ziele eben alles was menschlich ist verlieren. Freidrich Nietzsche beschreibt das in seiner unmittelbaren Art viel drastischer: “Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.”
    All das ist für mich der Kern einer brauchbaren Nachhaltigkeits- oder CSR-Strategie. Wir widmen uns als Organisation dem Willen zum Sinn und geben damit den Menschen die in ihr und rund um diese etwas, was an Ihren inneren Wünschen und Träumen rührt. Damit kann Wirtschaft wieder zu dem werden was es sein sollte: Ermöglicher.

  4. In einem selbstorganisierenden Unternehmen wird ständig versucht einen Gleichgewichtszustand zwischen Chaos und Ordnung herzustellen, durch den ständigen Energieeintrag in Form aporetischer Konflikte wird dieser Zustand jedoch nie erreicht. Auf Grund dessen bleibt das System in Bewegung und entwickelt sich weiter.
    Ich denke, dass durch den ständigen Versuch einen Gleichgewichtszustand herzustellen, persönlicher „Flow“ erreicht werden kann und zwar insofern, dass durch das Bearbeiten der Konflikte immer bessere Kommunikationsstrukturen aufgebaut werden, gelingende Beziehungen entstehen und jeder Einzelne sich immer wohler und glücklicher fühlt und dass es dadurch möglich ist seinem persönlichen betrieblichen „Flow“ immer näher zu kommen. Man wird herausgefordert und hat die Möglichkeit seine persönliche Vision beim Bearbeiten der aporetischen Konflikte zu verwirklichen. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich dadurch genau auf der Ebene befindet, die Mihaly Csikszentmihalyi als „Flow“ bezeichnet.

    Meiner Meinung nach, ist es jedoch notwendig dass die Führungskraft im Vorhinein die notwendigen Schritte einleitet, damit gelingende Beziehungen entstehen können.
    Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich als kleines Kind oft einen „Stoß“ in die richtige Richtung benötigt habe. Ich wäre meinem Glück sonst oft im Wege gestanden. Zum Beispiel wollte ich auf keinen Fall Ski fahren, es war mir zu gefährlich (soweit ich das als Kind einschätzen konnte). Meine Mutter hat jedoch nicht auf mich gehört und hat mir bildlich gesprochen einen Stoß gegeben damit ich den Berg runter fahre. Das war der entscheidende Moment, von dem Tag an liebte ich Skifahren und bin in meiner Klasse immer bei den besten Fahrern dabei gewesen. Ich will damit sagen, dass man nicht immer seines eigenen Glückes Schmid ist, es benötigt oft jemanden der einen in die richtige Richtung lenkt.

    Das ist meiner Meinung nach, in einem selbstorganisierenden Unternehmen die Führungskraft die als Querdenker, Entwickler, Coach, Facilitator agiert.

  5. Danke, Kurt, für deine Zeilen. Bin ganz deiner Ansicht,
    liebe Grüße nach Graz,
    Dodo

  6. Liebe Dodo, liebe Frau Eisenbaumer, lieber Kurt,
    die Kommentare sind ein Geschenk und sie wirken wie Dankbarkeitsteine 🙂 Sie erinnern mich, für den hier entstehenden Dialog dankbar zu sein. Ja, das Konzept der Dankbarkeit ist sehr tiefgehend und in jedem Fall sehr lehrreich. Ich werde einige Ideen aus den Kommentaren aufgreifen und als Inspiration für den nächsten Artikel aufnehmen.
    liebe Grüße, Peter

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