Warum erst jetzt? Corporate Social Responsibility (CSR)
Am 5.6.2009 ist in der Tageszeitung DIE PRESSE ein Artikel von Gabriele Rabl und Christine Kary zum Thema Corporate Social Responsibility (CSR) erschienen. Einige Beiträge stammen von einem kurzen Interview mit mir (Anmerkung: der „Hans Peter Wallner“ ist der „Heinz Peter Wallner“)
Hier der Artikel:
Das Interview gibt es nun auch ausführlicher zum Nachlesen hier auf meinem Blog:
Warum geht es bei einer CSR Beratung für Unternehmen?
Wenn wir nichtssagende CSR Definitionen einmal beiseite lassen, dann geht es im Kern jeder CSR-Unternehmensberatung, die in Krisenzeiten wertvoll sein kann, immer nur um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Wie kann ein Unternehmen die Krisenstarre hinter sich lassen und die Lebensfähigkeit wieder entfalten oder einfach erhalten? Unter den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen die CSR Fragen jedenfalls ganz neu diskutiert werden. Waren CSR und Nachhaltigkeit bislang meist Schönwetterprogramme, so geht es jetzt an das Eingemachte. Verantwortung und Leadership sind die zentralen Themen. Wie können Führungskräfte überlebensnotwendige Schritte setzen und dennoch die Werte nicht verraten und ethisch-moralisch vor sich selbst bestehen?
Hat uns ein längst überholtes Menschenbild und Wirtschaftsparadigma, wo immer noch „struggle for life“ im Zentrum stand, mit falschen Leadership-Ansätzen in diese Krise gebracht, so können wir auch mit neuen CSR-Leadership-Ansätzen zumindest die Spur einer neuen Wirtschaftsweise wieder aufnehmen.
Welche Tools kommen bei einer CSR Beratung zum Einsatz?
Aus meiner Erfahrung sind die herkömmlichen Instrumente – so auch alle CSR/Nachhaltigkeitstools – in Krisenzeit nur ein Hindernis. Die Devise lautet in der Krise immer „Trop your Tools“. Das einzige was uns jetzt hilft ist das Vertrauen in die Menschen und in eine gute Zukunft. Wir greifen in der Beratung jetzt mehr auf Paradigmen der Selbstorganisation oder der Kybernetik denn auf Werkzeuge zurück. Das Modell der „lebensfähigen Systeme“ nach Stafford Beer bietet die Möglichkeit neue Leadership Paradigmen umzusetzen und das CSR Thema der Verantwortung vollkommen neu zu diskutieren. Ziel ist immer die Erhöhung der Lebensfähigkeit unter rasch wechselnden Bedingungen. Ein Mehr an Verantwortung können Führungskräfte derzeit nicht übernehmen.
Um in den Köpfen der Menschen ein gemeinsames Bild von Veränderung entstehen zu lassen, arbeiten wir mit dem LILA Management Prinzip („Lernen in der liegenden Acht“). Jede Veränderung beginnt mit der Inspiration, dem neuen Denken. Was aber wäre die Idee ohne das Herz der Menschen? Daher folgt entlang der liegenden Acht die neue Haltung. Erst der Haltung kann die Enthemmung zur Tat entspringen – das neue Tun. Abschließend führt die liegende Acht zur neuen Erkenntnis, zur Struktur und Form. Mit diesem Bild der Veränderung kann der Neubau der Unternehmen in und nach der Krise beginnen.
Was auch immer hilft, ist ein lebendiger Dialog. Ein reflexives Bewusstsein der Führungskräfte fördert mentale Modelle zu Tage, die Veränderung bisher verhindert haben. Im Dialog bekommt die gute Gegenwart eine Chance.
Wo liegen die Probleme mit der CSR Beratung?
Schwierigkeiten sehe ich nur darin, wenn wir die CSR Beratung auf der Ebene des nutzlosen Geredes über die drei Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt belassen und nicht zum Kern der Lebensfähigkeit vordringen. Dann wird CSR als Luxusthema für die Zeiten nach der Krise gehandelt, was völlig falsch ist und große Chancen zunichtemacht.
Was bringt uns die ÖNORM S 2502 zur Akkreditierung und Qualitätssicherung der Berater?
Die Wirtschaftskammer hat zur Professionalisierung der Beratung den international anerkannten Titel des Certified Management Consultants (CMC) in Österreich platziert. Obwohl sinnvoll, ist das den Kunden schon schwer darstellbar. Vor dem Hintergrund des erwähnten Leitprinzips „Drop your Tools“ scheint mir jeder weitere Versuch einer Normierung von Kompetenzen wenig krisentauglich zu sein. Das Wort hat in diesen Fragen aber immer der Kunde. Bis heute hat mir diese Frage kein Kunde gestellt.
Woran kann ein guter CSR Berater erkannt werden?
Vielleicht ist es die Kompetenz, gute Fragen zu stellen, die schnell zum Kern der Lebensfähigkeit vordringen lassen, vielleicht ist es die Kompetenz, Zusammenhänge transparent zu machen und ganzheitliche Sichtweisen aufzuzeigen oder einfach die Fähigkeit, einen geeigneten „LILA-Cocktail“ aus Inspiration, Emotion, Konsequenz im Tun und Mut zur Wiederholung zu mixen.
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
Aktuelle Artikel:
Komplexitätstraining und intuitive Entscheidungen
Der Weltzustand vom Chaos aufwärts betrachtet
Wirtschaften mit Widersprüchen – Zukunft Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit im Geschäftsmodell – Zukunftsfähigkeit für Unternehmen
Das klingt interessant… aus diesem Blickwinkel konnte ich das ganze noch gar nicht betrachten.