„Self Leadership? Wieder so ein Modewort. Am besten, wir lassen es an uns vorbeiziehen, nehmen keine Notiz. Es verschwindet von selbst wieder von der Bildfläche. Für diesen Kram habe ich wirklich keine Zeit.“ Der Umgang mit neuen Begriffen mag wirklich ein Problem darstellen. So wundert es uns nicht, wenn Self Leadership hierzulande wenig Bedeutung zugeschrieben wird. Dabei sollte die Bedeutung des Begriffes höchste Priorität erhalten. Warum das so ist? Weil es für Menschen mit verantwortungsvollen und kreativen Berufen die einzige Überlebenschance in der heutigen, hoch komplexen Wirtschaftswelt darstellt. Daher kommt auch die Empfehlung: Fokus auf Self Leadership.
Self Leadership verstehen
Ist Self Leadership mehr, als mir Ziele zu setzen und diese zu verfolgen, also quasi ein Selbstführungsprozess? Wenn wir uns dem Begriff ganzheitlich nähern, wird Self Leadership zu einer Lebensaufgabe, zu einem Entwicklungsprogramm für die eigene Zukunftsfähigkeit. Was es genau bedeutet?
„Self Leadership meint die bewusste Beeinflussung der eigenen Gedankenwelt, der inneren Haltungen und der Wertelandschaft, des gesamten Handlungsspektrums und der eigenen Lernprozesse, hin zu einer positiven und ganzheitlichen Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Somit wird Self Leadership zu einem Entwicklungsprozess, der einem Zyklus in vier Phasen folgt: Neues Denken – neue Haltung – neues Tun – neue Erkenntnis.“
Self Leadership – Warum gerade jetzt?
Wir leben in einer Welt, die uns durch die ständig steigende Komplexität ziemlich beansprucht. Der steigenden Komplexität der Welt können wir bekanntlich nur durch eine hohe Komplexität begegnen. Jeder Simplify-Gedanke fügt uns demnach erheblichen Schaden zu. Die einzige Chance besteht in einem ganzheitlichen Entwicklungsweg, der uns emotionale und intuitive Welten eröffnet. Nur so können wir die Komplexität als Ressource nutzen. An dieser Stelle möchte ich mit einem Irrtum aufräumen, der sich durch die Bücherwelt zieht. Wenn sich mein Entwicklungsweg „einfach“ anfühlt, dann heißt das entweder, ich habe so viel an Komplexität reduziert, bis es keinen Sinn mehr macht, den Weg zu gehen. Oder, es bedeutet, dass ich einen ganzheitlichen, emotional-intuitiven Zugang zu meiner Entwicklung gefunden habe und nur daher die Komplexität mein Freund wurde und sich nutzen lässt.
Wer Komplexität reduzieren will, hat deren Wesen nicht verstanden.
Hierzu drei einfache Aussagen, die es auf den Punkt bringen (twitter.com/hpwallner):
- Selbstorganisation kann erst wirken, wenn wir im Bewusstsein voller Komplexität auf den Fluss des Lebens vertrauen
- Freude an Komplexität und komplexen Zielen fördert Entwicklung und lässt uns immer neue Grenzen überschreiten
- Komplexität und die Lust am Leben sind eins.
Ratgeber zur Vertiefung: Take Five – Die fünf Schlüssel zu mehr Lebendigkeit und Leadership, 2016, Verlag Edition Summerhill, www.take-five-for-life.de. Schauen Sie rein!
Self Leadership – weil die Welt „VUCA“ ist!
Das sperrige Akronym VUCA beschreibt die Bedingungen, in denen wir heute leben. „Volatility“ meint eine Welt voller Veränderungen, die heute oft sehr tiefgreifend sind. Das fordert eine veränderungsaffine Grundhaltung von uns. „Uncertainty“ meint Unsicherheit, Ungewissheit, schwarze Schwäne, die hinter jeder Ecke lauern. Das verlangt von uns eine Abkehr von Planungen und Hinwendung zur neuen Agilität. „Complexity“ verdeutlicht eine rational nicht mehr durchdringbare Welt, eine hoch komplexe Welt, die extrem dicht und belastend wirkt. Das fordert von uns eine Beschäftigung mit emotional-intuitiven Methoden und mit dem ganzheitlichen Weltbild. „Ambiguity“ meint eine logisch verkehrte Welt. Widersprüche, Unschärfen, fehlende Unterscheidbarkeit bestimmen unseren Alltag. Alles fließt und staut zugleich, wir sind im „Sloterdijkschen Delta“ angekommen. In einer solchen Welt leben und arbeiten wir. Jedes einfache Rezept hier zu bestehen, löst sich in Bedeutungslosigkeit auf. Was wir haben, sind Richtungen, in denen wir uns bewegen können:
- Agilität – „Segeln auf Sicht“ (Peter Kruse) und den Alltag zur Übung machen
- Emotionale Bewertung. Intuitive Entscheidungen treffen
- Musterbildung und -erkennung jenseits des rationalen Verstehens
- Widersprüche im Dialog verhandeln (iterative Lösungsfindung)
- Vernetzen, um die Intelligenz der Vielen zu nutzen
- Entwicklung von intuitiven Strategien durch ExpertInnen (Heuristiken)
Self Leadership meint zur inneren Meisterschaft finden
Wenn wir bereit sind, unseren Alltag zur Übung zu machen, dann können wir die hohe Komplexität der Welt leichter meistern. Deshalb möchte ich vier Weisen des Übens darstellen, die mir selbst sehr hilfreich sind, und die vielen Menschen, mit denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe, ebenso nützlich erscheinen. Ich folge dabei dem Self Leadership-Ansatz: Bewusste Einflussnahme auf meine Gedankenwelt, auf meine inneren Haltungen, meine Handlungsweise und meine Lernformen.
Weise 1: Den bewussten Geist als Tor zur spirituellen Welt nutzen (Neues Denken)
Mir scheint der menschliche Geist das eigentliche Tor zum neuen Bewusstsein und zu einer spirituellen Welt zu sein. Ein gutes Leben braucht eine inspirierte und bunte Gedankenwelt.
Weise 2: Bereitwillig annehmen, Widerstand aufgeben, nichts zwingend wollen (Neue Haltung)
Dazu ist es gut, Bewertungen auszusetzen, Richtig und Falsch als Denkgewohnheiten abzulegen und letztlich an nichts wirklich festzuhalten, sondern im Fluss des Lebens zu bleiben.
Weise 3: Fokus auf den Augenblick legen (Neues Tun)
Wenn wir zu stark in die Probleme der Vergangenheit verstrickt sind und gleichzeitig unser Glück weit in der Zukunft suchen, dann verreiben wir uns am Zug der Zeit und verlieren Energie. Da hilft die Besinnung auf das Jetzt, sie reduziert und fokussiert unsere Gedanken. Es geht um Gegenwärtigkeit in unserem Tun. Dann machen wir die Dinge wirklich gut.
Weise 4: Ganzheit erkennen lernen (Neue Erkenntnis)
Am Ende wollen wir immer neue Verhaltensmuster in unser Leben bringen und hilfreiche, uns nährende Gewohnheiten einstudieren. Dazu ist es wichtig, unsere Achtsamkeit zu schärfen. Unbewusst und unreflektiert wird es uns nämlich nicht gelingen, an unseren Gewohnheiten zu arbeiten.
Diese vier Weisen des Übens beschreiben einen Zyklus:
„Neues Denken, neue Haltung, neues Tun, neue Erkenntnis und die Wiederholung“.
Ich nenne diesen Zyklus auch den Geist-Herz-Bewegung-Form-Zyklus. Es ist eine ganzheitliche Self Leadership – Anleitung. Vertiefte Informationen finden Sie im Ratgeber:
Take Five – Die fünf Schlüssel zu mehr Lebendigkeit und Leadership, 2016, Verlag Edition Summerhill, www.take-five-for-life.de. Schauen Sie rein!
Herzlich,
Heinz Peter Wallner
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