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Online-Führungskräftetraining – Konzeption und Praxisbericht

Online-Führungskräftetraining – Konzeption und Praxisbericht
by Heinz Peter Wallner

Einblicke in mein aktuelles Online-Führungskräftetraining

Die Corona-Krise hat den Trainingsmarkt aufgewirbelt. Meine Präsenztrainings von Mitte März  bis Juni 2020 haben sich wie bei den meisten Kolleginnen und Kollegen einfach verflüchtigt; verschwunden, disparu. Das Gute daran ist der kräftige Impuls gewesen, den ich damit erhielt, die eigenen Annahmen und Konzepte abzuschütteln, und im „probe-sense-respond-Modus“ neue Varianten und Konzeptionen hervorzubringen. Was sich bei mir nach einigen Wochen dabei als neue „robuste Struktur“ (quasi-steady-state) für mein Online-Führungskräftetraining herauskristallisiert hat, stelle ich in diesem Artikel vor.

Das Bild ist in zwei Hälften geteilt. Die linke Bildhälfte zeigt ein Foto eines Studiomikrofons vor einer rohen Wand. Die rechte Bildhälfte zeigt eine schwarze Fläche mit dem weißen Text: „Konzeption: Online-Trainings für Führungskräfte“. Zusätzlich der Name des Autors Dr. Heinz Peter Wallner und der Slogan: Learning to change.

Duales Konzept – blended learning

Seit vielen Jahren bereits biete ich Führungskräftetraining in einem dualen System an. Ich nenne es „purely analog & highly digital“. Das Konzept dahinter hat überzeugend gut funktioniert: Im Präsenztraining mit den TeilnehmerInnen ganz analog, also ohne Laptop für Powerpoints oder andere Präsentationsformen zu arbeiten, rein mit analogen Mitteln wie Flipcharts, PIN-Wänden, Bildern und anderen vielfältigen Materialien. Im Zentrum stehen immer die Menschen, die in einen tiefgründigen Dialog kommen sollen.

Highly Digital – Online-Kurse

Begleitend zum analogen Präsenztraining steht mein Angebot der digitalen Begleitung auf einer  Lernplattform zur Verfügung (ich verwende Blink.it; aber auch Systeme, die auf Moodle basieren, wenn der Kunde das möchte). Diese reinen Online-Kurse bieten sich für einen begleiteten, sehr intensiven Transfer in die Praxis und für einen selbstverantwortlichen, vertiefenden Lernprozess an. Diese Kurse sind so gestaltet, dass sie auch „stand-alone“ eingesetzt werden können (beispielsweise auf der Plattform UDEMY, wo ein freier Verkauf möglich ist).

Was wird aus „purely analog“?

Wenn aber krisenbedingt der Baustein „purely analog“ wegfällt, dann geht dieses Konzept eben nur mehr zu Hälfte auf. Somit habe ich den „purely analog“ Baustein ebenso in den virtuellen Raum verlegen müssen. Die Videokonferenzplattformen bieten dazu die Lösungen an. Dafür setze ich verschiedene Tools ein. Am liebsten ist mir immer noch Zoom, aber Cisco WebEx oder MS Teams habe ich auf Kundenwunsch ebenso verwendet. Die Webinartools wie beispielsweise Adobe Connect kommen eher in Ausnahmefällen zum Einsatz.

Verzicht auf Webinartools

Die ganze Fülle der Funktionen der Webinartools brauche ich für meine aktuelle Variante nicht. Ich ersetze die Präsenztrainings durch reine Online-Meetings, die wieder nur Dialogcharakter haben. Ich nutze die Meetings nur sehr eingeschränkt zur Wissensvermittlung. Kaum etwas ist nervenaufreibender als ein zäher Powerpoint-Vortrag, wenn er im Online-Meeting gehalten wird. Daher verzichte ich auf den Webinarcharakter fast vollständig. Das Know-how holen sich die TeilnehmerInnen selbstverantwortlich von der Lernplattform.

Das Grundkonzept

Hier mein Grundkonzept am Beispiel eines zweitägigen Trainings:

Tabelle mit drei Terminen für ein Online-Training mit Führungskräften

Der Aufbau des Online-Seminares ist so konzipiert, dass die TeilnehmerInnen zwei digitale Plattformen und ein individuelles Kommunikationstool nutzen und kennenlernen:

  1. Das online Meetingtool für gemeinsame „face-to-face“- Online-Meetings (Zoom, WebEx, MS Teams…)
  2. Die Lernmanagement-Plattform BLINK.it für die individuelle Vertiefung in die Themen („Seminarraum-Videos“ und „Online-Kurse – nach Bedarf und Kundenwunsch), die Arbeitseinheiten (Distance Learning Aufgaben) und den nachfolgenden Transfer (meist über 6 Monate oder bis zu einem Jahr)
  3. Das eigene Smartphone (beispielsweise unter Nutzung von Skype, WhatsApp, FaceTime, …) oder jede andere Möglichkeit, mittels derer die TeilnehmerInnen gemeinsam, in Zweier/Dreier-Gruppen zwischen den gemeinsamen Online-Meetings in den Dialog kommen.

Der Seminarfahrplan im Detail

Dieses nun folgende Scaffold (Gerüst) kann mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt werden. Wobei ich in meinen Varianten die Inhalte zum größten Teil über die Lernplattform blink.it anbiete. Das fördert das vollkommen selbstverantwortliche Lernen der TeilnehmerInnen bei maximaler zeitlicher und örtlicher Flexibilität. Damit wird das Seminar eine Begegnung erwachsener Menschen auf Augenhöhe, weil ich mehr ein Ermöglicher und Facilitator bin, als ein Lehrmeister.

Online Training für Führungskräfte - Duales Seminarkonzept

Meine aktuellen Themen im Online-Führungskräftetraining

Aktuell sind es folgende Themen, die ich umfassend aufbereitet und umgesetzt habe:

  • Führen in der Transformation, Umgang mit hoher Komplexität
  • Führen in instabilen Phasen – Führen im Change
  • Fokus Self-Leadership – Gesunde, wirkungsvolle Selbstführung

Leistungen und Seminarkonzepte zum Download: hpwallner-Trainings

Weitere Tools

Grundsätzlich kann man mit dieser Ausstattung: Video-Meeting-Tool (z.B. Zoom, WebEx, MS Teams) und einer Lernplattform (z.B. Blink.it, Moodle) sowie den vorhandenen Smartphones dieses Seminarkonzept wunderbar umsetzen. Wenn die TeilnehmerInnen über höhere digitale Kompetenzen verfügen, macht es Spaß, weitere digitale Tools einzusetzen. Aufgrund des riesigen Angebotes sind da kaum Grenzen gesetzt. Persönlich habe ich kleine Tools eingesetzt, weil sie nett sind (Beispiel: https://Cuckoo.team für eine gemeinsame Zeitangabe (beispielsweise, um Zeiten für Arbeitseinheiten oder Pausen zu regeln). Für Arbeitsgruppen bereite ich über Google.doc  die Dokumente inklusive  der Aufgabenstellungen vor; das erleichtert die Arbeit in den Gruppen sehr.

Für alle, die gerne kreative Einheiten einbauen und deren TeilnehmerInnen genügend Kompetenz und Übung haben, eignen sich gemeinsame Boards. Einfach sind die Whiteboards, die es in Zoom, WebEx, Skype for Business, MS Teams etc direkt gibt. Aber auch ergänzende Boards wie beispielsweise Mural, Conceptboard, Padlet oder die Google Jamboards  – das ist eine Frage der Themen, der TeilnehmerInnen und der Kosten für Lizenzen, also auch der Häufigkeit des Einsatzes. Einfacher für die TeilnehmerInnen sind die Whiteboards, die in den Online-Meeting-Tools angeboten werden; jedoch bieten diese weniger Optionen an. Am liebsten setze ich nach einigen Erfahrungen nun Mural ein. Es ist hierbei ein großer Vorteil, dass sich die TeilnehmerInnen nicht anmelden müssen, sondern anonym am Board bei voller Funktion mitarbeiten können.

Einige praktische Tipps

Sich selbst als TeilnehmerIn einladen

Ich lade mich für die Online-Führungskräftetrainings (Meetings) immer mit einer zweiten E-Mailadresse selbst ein und steige als Teilnehmer ohne Video und Audio ein. Das hat zwei große Vorteile. Erstens sehe ich auf meinem zweiten Gerät die Ansicht der TeilnehmerInnen (das ist sehr von Vorteil) und zweitens kann ich – in meinem Fall mein MS Surface Tablett mit Zeichenstift einsetzen! Wenn wir im Dialog im Online-Meeting arbeiten, kann ich auf einem Whiteboard wie auf einem Flipchart mitschreiben.

Eine zweite Webcam für eine „Class Room-Ansicht“

Ich liebe die Arbeit mit dem Flipchart. Darauf will ich auch bei Online-Formaten nicht ganz verzichten. Wenn ich moderiere, verwende ich zwar Whiteboards (mit meinem MS Surface Stift zum Mitschreiben), weil ich so den TeilnehmerInnen „näher bin“. Wenn ich aber eine kurze Einführung in ein Thema mache, dann schalte ich die Camera auf „Class Room“ und stelle mich ans Flipchart (bei Zoom auf HD Ansicht umstellen!). Dazu bereite ich die Flipcharts grafisch und textmäßig vor und verwende nur mehr farbige Ölkreiden, um bei den kurzen Erklärungen den Fokus zu setzen. Diese Sequenzen kommen bei den TeilnehmerInnen sehr gut an.

Einen professionellen Hintergrund

Das ist ein Luxus, aber aus meiner Sicht sehr von Vorteil. Ich verwende eine gebogene Messewand, die mit dem eigenen CI und ruhigen Farben bedruckt ist. Diese Wand verwende ich als Hintergrund für alle Meetings, besonders in der Class Room-Ansicht. Die Vorteile sind vielfältig: Die Wand hat als Gerüst ein Pop-Up System, das in wenigen Minuten aufgestellt und bezogen ist. Der dazugehörende Rollcontainer dient als extrem praktisches Stehpult. Und es sieht immer gleich und professionell aus. Das kann ich sehr empfehlen.

Bestücken der Lernplattform

Die kleinen Sequenzen, wie ich beispielsweise am Flipchart stehe und in ein Thema einführe, nehme ich direkt im Online-Meeting auf. Das sind dann wunderbare kurze Videos, die ich auf der Lernplattform als „Class Room- Videos“ anbiete. Auf der Plattform Blink.it stelle ich folgende Elemente und Bausteine online:

  • Sämtliche Seminarunterlagen für das Online-Führungskräftetraining (Agenda, Themen)
  • Alle Arbeitsunterlagen und Infoblätter
  • Themenpräsentationen in kleinen Happen
  • Class Room Videos
  • Und Videos aus meinen Online-Kursen, die professionell aufbereitet sind
  • Lernüberprüfung (ein Quiz)

Ein Demokurs zum ansehen auf Blink.it: hpwallner-Trainings

Ich verzichte meist darauf, auf YouTube-Videos anderer Vortragenden zu verlinken; erstens, weil nicht alle Organisationen YouTube freigeschalten haben, zweitens weil ich bei Eigenproduktionen keine Copyright-Fragen habe. Wenn es thematisch passt, gebe ich aber z.B. Tutorials von „ManagerSeminare“ als PDF dazu (dazu braucht man eine Handout-Lizenz!), die nicht zum Download freigegeben werden.

Extra Onboarding-Meeting

Bevor ich mit einer TeilnehmerInnengruppe das erste Mal arbeite, lade ich einige Tage vor Trainingsbeginn zu einem einstündigen Onboarding Meeting ein. Dabei lösen wir alle technischen Probleme und stellen sicher, dass alle TeilnehmerInnen mit Video und Ton online sind. Weiters erkläre ich die Funktionen der Onlineplattform und hole mir die Genehmigungen für die Datenverarbeitung auf Zoom/Blink.it etc. ein.

Transfer und Vertiefung im Online-Führungskräftetraining

Die Lernplattform gibt mir die Möglichkeit, mit den TeilnehmerInnen über einen beliebig langen Zeitraum in Kontakt zu bleiben. Je nach Auftrag kann ich die Begleitung über Blink.it automatisieren (z.B. ein neuer Impuls (Blink) pro Monat über einen Zeitraum von sechs Monaten) oder sehr individuell gestalten. Es bewährt sich sehr und ist für die Kunden auch den Einsatz wert, wenn das Training noch über einige Monate nachwirkt und der Transfer bewusst gesteuert wird.

Die Seminarkonzeption mit Trello

Seit einigen Jahren bin ich begeisterter Nutzer von Trello. Ich nutze Trello, um jedes Seminar zu konzipieren und den Seminarfahrplan auszuarbeiten. Trelloboards haben ich zu allen meinen Seminarthemen aufgestellt und mit allen Unterlagen bestückt. Weiters habe ich ein Board mit allen Tools, Methoden, Spielen angelegt, ein Board mit Videos etc. / das ist nun auch für das Online-Führungskräftetraining extrem hilfreich.

Bildschirm Foto eines aktiven TRELLO Boards mit einem Trainingskonzept für Führungskräfte

Das Ganze funktioniert auch mit anderen „Kanban-Boards“ (beispielsweise MeisterTask). Um meine kreative Konzeptarbeit zu unterstützen experimentiere ich gerade sehr intensiv mit Milanote. Mit Milanote habe ich eine Notiz-App gefunden, mit der sich sehr fein grafisch „denken“ und gestalten lässt. Eigentlich will Milanote DesignerInnen ansprechen, ich finde die App aber für alle kreativen KonzeptionistInnen sehr empfehlenswert. Auf einem Board können Texte, Bilder und Links beliebig positioniert werden. Für Ausarbeitung von Ideen gefällt mir die App sehr gut.

Mein Tipp für Trainerinnen und Trainer

Ich lerne am meisten, wenn ich Dinge einfach ausprobiere. Dazu lade ich zwei drei KollegInnen in ein Meeting ein und checke neue Funktionen und Tools. Somit stelle ich sicher, dass ich experimentierfreudig bleibe, wir im kleinen Kreis voneinander lernen und die Kunden nicht als  Versuchskaninchen fungieren.

Sie wollen wissen, wie die Dinge bei mir aussehen?

Einfach reinschauen: Hier einer meiner Online-Kurse auf UDEMY (Fokus Self-Leadership).

Hier ein Zugang zu einem einfachen Kurs mit Beispielen auf hpwallner.BLINK.it

 

Ich freue mich über Ergänzungen und Kommentare!

Auch dieses Konzept ist noch „in statu nascendi“ und wird sich laufend weiterentwickeln.

Herzliche Grüße,

Heinz Peter Wallner

 

Zum Abschluss noch ein paar Empfehlungen im Web:

Immer wieder empfehle ich Toms Gedankenblog. Das ist eine Fundgrube für alle Trainerinnen und Trainer, Führungskräfte und Interessierte: Linkstipps der Woche

Die innovativen Formenfinder haben online Eine Toolsammlung für Remote-Meetings zusammen gestellt!

Das Coaching-Magazin zeigt auch die Grenzen der digitalen Kommunikation auf (Übersicht)

Der Verlag managerSeminare hat hilfreiche Medien und Tool für das Training, auch für das Online-Training. Immer wieder nützlich ist der TrainerKoffer

 

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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