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Alle Zeichen stehen auf Change! Die große Transformation in der Welt der Organisationen und in der Führung

Alle Zeichen stehen auf Change! Die große Transformation in der Welt der Organisationen und in der Führung
by Heinz Peter Wallner

Selten nur verfasse ich Buchrezensionen auf meinem Blog. Meist beschränke ich mich auf kurze Rezensionen auf Amazon. Diesmal ist aber ein Buch auf meinen Schreibtisch gekommen, das einen genaueren Blick wert war und dem ich einen Blogartikel widmen möchte. Immerhin geht es um mein Kernthema: Transformation in der Welt der Organisationen und der Führung. Das Objekt der Untersuchung: Weil Führung sich ändern muss. Aufgaben und Selbstverständnis in der digitalisierten Welt, von Eva-Maria Ayberk, Lisa Kratzer, Lars-Peter Linke. Es erscheint im Springer Gabler Verlag Anfang 2017

(c) Dodo Kresse

(c) Dodo Kresse

Die große Transformation

Wir befinden uns in einer großen Transformation, die Komplexität steigt. So beginnen heute zwei von drei Artikeln zum Thema Führung und Organisation. Die Community der Berater und Trainer wirft mit einer geballten Ladung neuer Begriffe um sich. Alle hoffen auf den großen Treffer und auf eine bleibende Spur im Wüstensand des Wandels.

Weisheit im Umbruch

In Zeiten des Umbruchs gilt immer eine einfache Weisheit: Wenn du nicht weißt, wie sich der Weg entwickeln wird, dann hast du am besten viele verschiedene Pferde am Start. Es ist nicht so wichtig, auf das richtige Pferd zu setzen, weil in solchen Zeiten gar keine Wetten angenommen werden. Es ist nur wichtig, dass eines der Pferde das heute noch unbekannte Ziel erreichen kann. Wenn wir über die Zukunft der Organisationen und damit auch der Führung diskutieren, können wir derzeit von einer Vielzahl von „Pferden“ ausgehen. Das sind die neuen Unternehmensdemokraten, die Vertreter der Augenhöhe, die Co-Creatoren, die Design Thinking Servicierer, die Soziokraten, die Holacracy Verehrer, die in Kreisen Sitzenden, die VUCA Jongleure, die Fans der disruptiven Innovation, die Kanbaner, die Purpuse Driver, die Scrumler, die Viable System Fans, die Rot-und Blaukappen, die Partizipationsanbeter und viele weitere.

Vom Zauber des schnellen Wandels

Wenn wir uns unter diese Herde mischen, findet ein seltsamer und gar außergewöhnlicher Wandel statt. Aus Zwang wird Freude, aus Ordnung wird Freiheit, aus Top-down wird Bottom-up, aus Bewahren wird Veränderung, aus Hierarchie wird Selbstorganisation, aus Forderung wird Förderung, aus Langeweile wird Flow, aus Konkurrenz wird Kooperation, aus Planung wird Dynamik, aus Kontrolle wird Vertrauen, aus dem einer Karotte nachjagenden Esel wird ein selbstverantwortlicher Mensch, aus Effizienz wird Sinn, aus Rationalität wird Emotion, Fakten werden durch Intuition ersetzt, aus detailverliebten Entwürfen werden „shitty first drafts“, aus rationalen Lösungen werden Interaktionen, aus Steigerung wird Ankunft, und letztlich wird aus der Arbeit, die Menschen verrichten müssen, das große Glück. Das alles klingt verheißungsvoll und ist es wohl auch!

Thesen und Antithesen

Die alten Thesen, dass starre Hierarchien, Command-and-Control Führung, klare Anweisungen, Kontrolle, strategisch langfristige Planung, Zahlen-Daten-Fakten usw., zum Erfolg eines Unternehmens führen sehen sich also einer zentralen Antithese ausgesetzt. Diese besagt das genaue Gegenteil. Alle oben aufgezählten „Pferde“ sind kleine Antithesen, die alles in Frage stellen, was das Management-Establishment als erfolgsversprechend erachtet. Eine solche Entwicklung ist uns nicht unbekannt und im Hegel-geplagten Kulturraum als Dialektik bekannt. Aus vielen Thesen entwickelt sich ein herrschendes Paradigma und setzt sich erfolgreich durch. Jede Kritik wird mühelos abgeschüttelt. Nach einiger Zeit aber wird die Kritik lauter und das alte Paradigma kommt ins Wanken. Das stärkt die Vertreter mit ihren Antithesen und diese vermehren sich. Immer mehr Beweise, die belegen, dass das Alte nicht mehr funktioniert, werden erbracht. Das neue Paradigma beginnt zu wachsen und entwickelt sich weiter. An diesem Punkt angekommen, verlangen viele Führungskräfte nach einem Reiseführer, nach einer ersten Orientierung, nach einem Hauch von Überblick.

Jetzt kommt das neue Buch ins Spiel

Wenn Vertreter/innen des legendären Hernstein Instituts für Management und Leadership (Stichwort: Gruppendynamik) ein Buch über Führung schreiben, dann ist der erste Gedanke: Wow, hier werden fünfzig Jahre Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Führungskräften gebündelt. Schon der zweite Gedanke aber formuliert sich als Frage: Was aber, wenn diese ganze Erfahrung nicht mehr in den Kontext der heutigen Zeit passt? Diesen Gedanken hatten wohl auch die Autor/innen dieses Buches, weil sie auf die eigene Geschichte verzichten und sich voll auf die Führungs-Erfahrungswelt der Gegenwart gestürzt haben. Dabei geben gute dreißig Interviewpartner/innen aus der Wirtschaft den Stoff für hundertachtzig Seiten ab. Die Führungskräfte sind eine bunte Mischung als Old-School und New-School, aus großen und kleinen Organisationen und aus sehr unterschiedlichen Wirtschaftskontexten. Hier liegt wohl auch der große Wert des Buches. Es legt Zeugnis ab, was Menschen aktuell denken und welche Erfahrungen sie machen. Diese Perspektivenvielfalt wird zerlegt, aufbereitet, interpretiert und in einen neuen Gesamtzusammenhang gebracht.

Hier finden Sie Orientierung in der Transformation

Herausgekommen ist ein durchwegs hilfreiches Buch für Menschen, die sich nach Orientierung im Wandel sehnen. Die wichtigsten Stationen auf dem Weg sind dabei: Warum der Paradigmenwechsel? Was wird bei all dem Wandel bleiben? Der Blick in die Zukunft: Wie werden sich wichtige Aufgabenbereiche der Führung entwickeln? Und die Frage, wie der Übergang ins neue Zeitalter gelingen kann. Am Ende dann noch eine schnelle Standortbestimmung im hier und jetzt: Vor dem Aufbruch zu neuen Ufern. Dass es ein kleines Glossar gibt, möchte ich lobend erwähnen; es ist nicht umfassend ausgefallen, aber es gibt einen schnellen Einblick in die diffuse Welt der neuen Begriffe.

Was den Autor/innen besonders gelungen ist

Mit gefällt der Bezug zu Thomas Kuhn (Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen), wo der Begriff des Paradigmenwechsels ausgeborgt wird. In der Frage der Entwicklung wird das Sowohl-als-auch exploriert und auf das Entweder-oder verzichtet. Dabei nehmen die Autor/innen sogar einige Grundaporien (Widersprüche) unter die Lupe. Freiheit vs Ordnung, Individuum vs Gemeinschaft, um nur einige zu nennen. Diesen Ansatz finde ich goldrichtig, weil er für ein so komplexes Fragenfeld sehr passend ist und von einer substanziellen Auseinandersetzung mit der Thematik gesprochen werden kann. Auch das beschriebene Paradox: Das Ziel müsste bereits erreicht sein, damit es erreichbar ist, ist eine feine Denkschule. Bei den Vorschlägen für die Umsetzung stechen die Ideenskizzen Selbstorganisationsinseln oder Einführung unter dem Radar heraus.

Zur Struktur des Buches

Jedes Kapitel erhält eine fein säuberliche Zusammenfassung und wird mit Reflexionsfragen abgerundet, die den Stoff in die Welt der Leser/innen übersetzen helfen. Die Literaturlisten sind ebenso am Kapitelende angesiedelt. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Es stört den Lesefluss und verhindert, einen schnellen Überblick zu gewinnen, welche Literatur als Basis verwendet wurde. Eine Kritik verdient auch das Layout. Es ist ein typisches old-school Fachbuchlayout, das visuellen Menschen keinerlei Freuden bietet. Der innovative Inhalt hätte ein freudvolleres Layout verdient.

Schlussfolgerung für die Leserschaft

Zusammengefasst empfehle ich dieses Buch aber allen Führungskräften, Unternehmer/innen, Freunden der Wirtschaft, die sich vor dem Aufbruch in neue Welten befinden. Genaugenommen, sind das eigentlich alle, auch jene, die es selbst noch gar nicht wissen. Das Buch ist auch in seiner Funktion wie ein Reiseführer angedacht. Man muss ihn gelesen haben, bevor man die Reise antritt. Man bekommt viele erste Eindrücke, studiert die Karten und weiß am Ende doch: „Die Karte ist nicht das Gelände“.

Jetzt wieder raus aus dem Buch!

Kommt es zur Transformation?

Wenn die Summe der Antithesen die herrschenden Thesen besiegen kann, ist damit nichts gewonnen. Sollten sich die Management-Exorzisten also durchsetzen, ist der Welt nichts Gewinnbringendes widerfahren. Es müsste schon nach heftigen Streitereien und einem wilden Gerangel über die einzig wahre Organisations- und Führungsform, die Einsicht einkehren, dass es ein Sowohl-als-auch gibt. Nur wenn die Kräfte des Alten und des Neuen vereint werden können, gibt es Lösung auf höherer Ebene. Das wäre der Weg des Konsens, der nur im dialektischen Prozess erzielt werden kann. Das ist schwer zu verstehen, daher ein Beispiel:

These (Bewahren): Für den Erfolg in der Wirtschaft brauchen wir ein stabiles, saturiertes Management und klassische Führung, aber keine Experimente. Es geht um die Existenzsicherung.

Antithese (Verändern): Wir müssen wandlungsoffen sein, wie am Vorabend einer Revolution. Wir brauchen eine Transformation.

Synthese: Wir müssen uns verändern, um das Gute zu bewahren; wir müssen unsere Existenz sichern, in dem wir die Transformation durchleben. Nur so werden wir, was wir immer schon sind.

Weil uns aber der Streit der beiden Paradigmen „Altes Management“ und „Agiles Management“ noch bevorsteht, ist auf eine Synthese derzeit noch nicht zu hoffen. Aber, die Transformation hat begonnen!

Herzlich,

Ihr Heinz Peter Wallner

 

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Dr. Heinz Peter Wallner Learning to change! Dem Wandel begegnen, Komplexität meistern, auf höhere Ebenen kommen! Führungskräftetrainer, Strategie- und Changeberater, Buchautor, Vortragender, mit 25 Jahren Berufserfahrung. Leadership, Self -Leadership und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit Veränderung und hoher Komplexität (VUCA Welt), Leading Change, Entscheidungsfindung und neue emotional-intuitive Führungskompetenzen für agile Führungsformen. Das ganzheitliche und kreative Design wird Sie überraschen. Web: www.hpwallner.com Takern I 109, 8321 St. Margarethen/Raab, Österreich Mobil: +43-664-8277375 Office: +43-664-8277376 Mail: wallner [at] trainthe8.com Office: office [at] trainthe8.com

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